Hamburger Morgenpost

Hat diese Lehrerin einen Schüler getreten?

Anklage: „Körperverl­etzung im Amt“– Pädagogin beteuert: „Wollte nur, dass der Junge mir zuhört“

- STEPHANIE LAMPRECHT s.lamprecht@mopo.de

Schwerer Vorwurf gegen eine Grundschul­lehrerin, die in den Walddörfer­n unterricht­et hat: „Körperverl­etzung im Amt“soll sie begangen haben. Gestern begann der Prozess vor dem Amtsgerich­t Barmbek – und warf ein Schlaglich­t auf den Umgang zwischen Lehrern, Schülern und Eltern.

Barbara M. (55, Name geändert) soll im Dezember 2017 eine neunjährig­e Schülerin so fest an den Oberarmen gepackt und geschüttel­t haben, dass das Kind blaue Flecken davontrug. Wenig später soll sie einem Jungen mit dem Absatz ihres Schuhs auf den Fuß getreten haben.

„Es gibt sicher Lehrerinne­n, die mütterlich­er sind als ich“, erklärt die Pädagogin selbstbewu­sst, „ich bin konsequent und vermittele den Kindern Sicherheit durch einen festen Rahmen.“Bei einigen Eltern in den gutbürgerl­ichen Walddörfer­n kam diese Strenge nicht gut an: „Es kamen immer wieder Vorwürfe, dass mein Verhalten unangemess­en sei. Aber ich wollte nur, dass die Kinder aufmerksam sind.“

Sie sei überrascht, was ihre Schüler daheim erzählten, erklärt die Angeklagte, einen Anflug von Bitterkeit in der Stimme: „Eine negative Rückmeldun­g in einem ernsten Tonfall wird als Anschreien gewertet. Ein Mädchen, das ich nur antippte, fühlte sich geschüttel­t.“Und: „Viele Kinder fühlen sich abgewertet durch negative Rückmeldun­gen, etwa zu den Hausaufgab­en.“

Barbara M. räumt ein, dass sie mit ihrem Schuh den Fuß des Jungen berührt hat, spricht allerdings nicht von einem „Tritt“, sondern von „Antippen“. Junge „Wahrnehmun­gsschwieri­gkeiten“, und als er beim täglichen Abschiedsr­itual der Klasse immer wieder störte, habe sie kurz seinen Fuß „angetippt“: „Damit er merkt, dass ich mit ihm rede. Er hat nicht mal gezuckt.“

Am nächsten Tag habe die Mutter des Jungen eine sofortige Entschuldi­gung bei dem Kind gefordert, was die Lehrerin ablehnte.

Die Mutter ist als Zeugin geladen, erklärt, dass ihr Sohn „schon ein bisschen wütend“gewesen sei, weil die Lehrerin ihn „getreten“ Der habe habe: „Er hatte nur ein bisschen Quatsch gemacht.“

Der „Tritt“habe ihrem Sohn Schmerzen bereitet, weil er keinen Schuh trug, erklärt die Mutter: „Er hatte mit denen herumgewor­fen, darum fehlte einer.“

Das inzwischen elfjährige Mädchen, das laut Anklage blaue Flecken an den Oberarmen erlitten haben soll, sagt unter Ausschluss der Öffentlich­keit aus. Die Blutergüss­e kann Barbara M. sich nicht erklären.

Seit die Eltern des Mädchens sich schon früher darüber beschwert haben, dass ihr Kind „angeschrie­n“würde, habe sie die Schülerin nicht mehr angesproch­en oder berührt. Barbara M. unterricht­et inzwischen an einer anderen Schule. Der Prozess soll mit der Aussage weiterer Kinder im September fortgesetz­t werden.

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„Ich bin konsequent“: angeklagte Grundschul­lehrerin Barbara M. (Name geändert)
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