Hat diese Lehrerin einen Schüler getreten?
Anklage: „Körperverletzung im Amt“– Pädagogin beteuert: „Wollte nur, dass der Junge mir zuhört“
Schwerer Vorwurf gegen eine Grundschullehrerin, die in den Walddörfern unterrichtet hat: „Körperverletzung im Amt“soll sie begangen haben. Gestern begann der Prozess vor dem Amtsgericht Barmbek – und warf ein Schlaglicht auf den Umgang zwischen Lehrern, Schülern und Eltern.
Barbara M. (55, Name geändert) soll im Dezember 2017 eine neunjährige Schülerin so fest an den Oberarmen gepackt und geschüttelt haben, dass das Kind blaue Flecken davontrug. Wenig später soll sie einem Jungen mit dem Absatz ihres Schuhs auf den Fuß getreten haben.
„Es gibt sicher Lehrerinnen, die mütterlicher sind als ich“, erklärt die Pädagogin selbstbewusst, „ich bin konsequent und vermittele den Kindern Sicherheit durch einen festen Rahmen.“Bei einigen Eltern in den gutbürgerlichen Walddörfern kam diese Strenge nicht gut an: „Es kamen immer wieder Vorwürfe, dass mein Verhalten unangemessen sei. Aber ich wollte nur, dass die Kinder aufmerksam sind.“
Sie sei überrascht, was ihre Schüler daheim erzählten, erklärt die Angeklagte, einen Anflug von Bitterkeit in der Stimme: „Eine negative Rückmeldung in einem ernsten Tonfall wird als Anschreien gewertet. Ein Mädchen, das ich nur antippte, fühlte sich geschüttelt.“Und: „Viele Kinder fühlen sich abgewertet durch negative Rückmeldungen, etwa zu den Hausaufgaben.“
Barbara M. räumt ein, dass sie mit ihrem Schuh den Fuß des Jungen berührt hat, spricht allerdings nicht von einem „Tritt“, sondern von „Antippen“. Junge „Wahrnehmungsschwierigkeiten“, und als er beim täglichen Abschiedsritual der Klasse immer wieder störte, habe sie kurz seinen Fuß „angetippt“: „Damit er merkt, dass ich mit ihm rede. Er hat nicht mal gezuckt.“
Am nächsten Tag habe die Mutter des Jungen eine sofortige Entschuldigung bei dem Kind gefordert, was die Lehrerin ablehnte.
Die Mutter ist als Zeugin geladen, erklärt, dass ihr Sohn „schon ein bisschen wütend“gewesen sei, weil die Lehrerin ihn „getreten“ Der habe habe: „Er hatte nur ein bisschen Quatsch gemacht.“
Der „Tritt“habe ihrem Sohn Schmerzen bereitet, weil er keinen Schuh trug, erklärt die Mutter: „Er hatte mit denen herumgeworfen, darum fehlte einer.“
Das inzwischen elfjährige Mädchen, das laut Anklage blaue Flecken an den Oberarmen erlitten haben soll, sagt unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Die Blutergüsse kann Barbara M. sich nicht erklären.
Seit die Eltern des Mädchens sich schon früher darüber beschwert haben, dass ihr Kind „angeschrien“würde, habe sie die Schülerin nicht mehr angesprochen oder berührt. Barbara M. unterrichtet inzwischen an einer anderen Schule. Der Prozess soll mit der Aussage weiterer Kinder im September fortgesetzt werden.