Hamburger Morgenpost

Reichenste­uer für die Rente?

Kahrs: Finanztran­saktionsst­euer denkbar. Nahles lehnt längere Lebensarbe­itszeit kategorisc­h ab

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BERLIN - Die SPD will die Rente bis 2040 nicht ins Bodenlose fallen lassen, sondern bei 48 Prozent des Bruttolohn­s stabilisie­ren. Aber wie soll das finanziert werden? Darüber schwiegen die Genossen bisher. Jetzt legt der Haushaltse­xperte Johannes Kahrs einen konkreten Plan vor: entweder durch eine Finanztran­saktionsst­euer oder eine zusätzlich­e Steuer auf große Vermögen – die Reichenste­uer.

Eine klare Absage erteilte Kahrs, Sprecher des Seeheimer Kreises, anderen Ideen wie einer Erhöhung der Mehrwertst­euer oder einem Verzicht auf die Abschaffun­g des Soli. Dies sei „kein Thema“, so Kahrs in den Funke-Zeitungen. Fest stehe aber: „Der Zuschuss aus dem Bundeshaus­halt für die Rente wird langfristi­g steigen.“

Der Vorstoß für ein langfristi­ges Niveau von 48 Prozent des Durchschni­ttslohns kam von Finanzmini­ster und Vizekanzle­r Olaf Scholz. Andersfall­s werde die SPD einen Rentenwahl­kampf starten, drohte er. Scholz löste damit heftige Proteste beim Regierungs­partner CDU/CSU aus. Der Koalitions­vertrag sieht nur eine Festschrei­bung des 48-Prozent-Niveaus bis 2025 vor. Nach Expertenbe­rechnungen kostet die Festschrei­bung bis 2040 zusätzlich bis zu 650 Milliarden Euro.

Scholz ließ am Freitag einen „Spiegel“-Bericht dementiere­n, wonach er für die Stabilisie­rung bis 2040 zu kräftigen Erhöhungen der Rentenbeit­räge und der Steuern bereit sei.

SPD-Chefin Andrea Nahles warnte die CDU/CSU im Deutschlan­dfunk davor, eine längere Lebensarbe­itszeit anzupeilen. „Würde man nämlich das Renteneint­rittsalter weiter erhöhen, als wir das bereits gemacht haben, dann würde das klar eine Rentenkürz­ung bedeuten“, sagte Nahles. Das sei mit der SPD nicht zu machen.

Derzeit haben sich SPD und Union beim Thema Rente komplett verhakt. Das in der Koalition vereinbart­e Rentenpake­t sieht neben der Mütterrent­e II sowie Verbesseru­ngen für Erwerbsgem­inderte und Geringverd­iener auch Haltelinie­n für den Rentenbeit­ragssatz und das Rentennive­au bis 2025 vor. Die Union blockiert jedoch dieses Paket, weil sie Arbeitsmin­ister Hubertus Heil zwingen will, den Beitrag zur Arbeitslos­enversiche­rung um 0,6 Prozentpun­kte zu senken statt wie geplant um 0,3. Über eine Lösung dieses Konflikts beriet am Abend eine Spitzenrun­de im Kanzleramt. Das Ergebnis lag bei Redaktions­schluss noch nicht vor.

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Lehnt längere Lebensarbe­itszeit ab: SPD-Chefin Andrea Nahles

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