„Ich wollte der Michael Jackson der DDR werden“
Detlef D! Soost über sein Jugendidol, dessen Tanzschritte er im Musical „Beat It!“auf die Bühne bringt
Michael Jackson, der ewige King of Pop: Wäre er nicht 2009 im Alter von nur 50 Jahren verstorben, könnte der erfolgreichste Entertainer aller Zeiten am kommenden Mittwoch seinen 60. Geburtstag feiern. Seine größten Hits samt der spektakulären Original-Choreografien bringt das Musical „Beat It!“im November auf die Bühne des Mehr!-Theaters. Verantwortlich für die Tanzeinlagen ist Detlef D! Soost (48, u.a. Juror bei „Popstars“), der schon als Jugendlicher in der DDR für „MJ“schwärmte.
Plötzlich war ich nicht mehr das Heimkind, sondern der coole Junge, der tanzen kann wie Michael Jackson. Detlef D! Soost (48)
MOPO: Wie ist es für Sie, nach dem Fernsehen nun fürs Theater zu arbeiten?
Detlef D! Soost: „Beat It!“ist für mich etwas ganz Besonderes. Nicht nur weil es Theater ist, sondern weil es Michael Jackson ist. Er war derjenige, der meinen Lebensweg, meine Karriere und auch, dass ich erfolgreich geworden bin, extrem beeinflusst hat. Er war mein Mentor, mein Motivator.
Sie wollten als Heranwachsender der Michael Jackson der DDR werden!
So war’s. Ich habe mir damals seine Auftritte heimlich mit Freunden im Kinderheim angeguckt. Und dabei ging mir durch den Kopf: Okay, meine zwei Kumpels sehen jetzt nicht unbedingt aus wie er, aber ich bin ja auch dunkel und habe ein paar Locken. Da könnte ich doch eigentlich der Michael Jackson der DDR werden! Als Zwölfjähriger hast du solche Flausen.
Aber dabei blieb es nicht. Nein, es hat mich zum Tanzen gebracht. In dem Augenblick, wo ich auf dem Schulhof damit angefangen habe, war ich nicht mehr das Heimkind und der Außenseiter, der wahrscheinlich klaut oder sich kloppt oder Läuse hat. Sondern plötzlich war ich der coole Junge, der so tanzen kann wie Michael Jackson.
Sind Sie denn der Michael Jackson der DDR geworden?
(lacht) Na ja, da gab es leider etwas, was mich daran gehindert hat: meine Stimme. Wenn ich singe, geht das in den Bereich der Körperverletzung. Insofern hat das nicht ganz funktioniert. Aber in Bezug auf meine beruf ichen Erfolge mit dem Tanzen bin ich total dankbar und glücklich.
Gibt es Ähnlichkeiten zwischen Ihrer Biografie und der Jacksons? Jackson hatte auch eine sehr schwere Kindheit, wenn auch anders als meine. Er hatte einen sehr strengen Vater, der ihm die Kindheit genommen hat, indem er nie etwas anderes machen durfte als Singen und Trainieren. Ich hatte im Grunde keine Eltern, weil meine Mutter krank war und mein Vater nicht da. Ich war im Heim. Beide Varianten sind für Kinder nicht das Gelbe vom Ei. Insofern sehe ich da schon eine Parallele. Hatten Sie in Ost-Deutschland überhaupt Zugang zu seinen Konzerten und Platten?
Schon. Meine erste MichaelJackson-Platte – „Thriller“– bekam ich 1982. Der Kracher ist, dass ich auf einem Konzert von Michael Jackson in der DDR war. Es war komplett ausverkauft, um die 4000 Leute müssen in der damaligen Berliner WernerSeelenbinder-Halle gewesen sein. Allerdings hatte die Sache einen Haken: Es war ein Michael-Jackson-Double! Und Sie wussten das nicht?
Wir wussten es und sind trotzdem alle hingegangen! Es hat nur 45 Minuten gedauert. Aber für uns war es der Augenblick, ein Stück Mi-
chael Jackson zu bekommen. Heute planen Sie einen Weltrekordversuch vor dem Theater am Potsdamer Platz in Berlin. Worum geht es da genau?
Es soll die größte MichaelJackson-Choreografie überhaupt werden, jeder kann mitmachen. Als Mindestteilnehmerzahl brauchen wir 250 Leute – das sollten wir schaffen. Mit denen üben wir dann eine fünfminütige Choreografie ein. Wenn so viele Menschen den Jackson-Move machen, ist das ein Garant für Gänsehaut!
DAS INTERVIEW FÜHRTE KATJA SCHWEMMERS
➤ Mehr! Theater am Großmarkt: 15.11., 20 Uhr, 42-86 Euro