Hamburger Morgenpost

Jubel für den Macho mit Knautschge­sicht und Herz

Matthias Reim begeistert 3000 Fans im Stadtpark

- Von CHRISTOPH FORSTHOFF

Große Worte braucht es nicht – „doch ihr habt es verdient, dass ich euch zumindest frage: Könnt ihr es noch hören?“Was für eine Frage an die 3000 Fans im Stadtpark, die schon vor dem ersten Ton der allerletzt­en Zugabe in den größten Jubel des Abends ausbrechen: „Verdammt, ich lieb Dich“schallt es durch die kühle Nacht, und dann tobt Matthias Reim noch einmal über die Bühne.

So wie die mehr als zwei Stunden zuvor, in denen der 60-Jährige mit dem Knautschge­sicht und dem wasserstof­fblonden Haar nicht nur körperlich alles gibt, sondern einmal mehr tief in seine Seele blicken lässt. Denn wenn „Matze“von den Höhen der Liebe und Tiefen der (Beziehungs)Krisen singt, dann sind das „Songs aus meinem Leben“. Offen, ehrlich und geradeaus.

Und keiner der Männer im Publikum vermag sich diesem Mix aus Ohrwürmern, stampfende­n Beats und Schlagerme­lodien zu entziehen. Keine der Frauen nimmt ihm in Zeiten der Emanzipati­onsund #MeToo-Debatten übel, dass dieser Sänger das gute alte Macho-Image pflegt.

„Manchmal bauen wir Scheiße, aber wir machen das nicht aus Absicht, wir machen das aus Liebe – und ihr Frauen steht doch drauf, dass wir euch dann anflehen und um eine letzte Chance bitten.“

Halleluja! Doch offenbar träumt noch immer so manche von eben diesem Typ. Und so gewinnt das abgenutzte Wort von der „Authentizi­tät“hier seine alte Bedeutung zurück, seine Liebesbeku­ndung an die jubelnden Fans „Ich will euch nicht verlier’n“klingt wahrhaftig und nicht nach Phrase. Seine Sprache ist die der Menschen – so einfach kann ein Erfolgsgeh­eimnis sein.

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Offen, ehrlich und geradeaus: Matthias Reim (60) im Stadtpark

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