„Wir werden von Leuten als Müll angesehen“
Zwei Regisseurinnen bringen eine berührende Dokumentation über vier Obdachlose auf die
Plastik-Blümchen stehen auf einer Kiste. Daneben drapiert der Mann mit den langen, grau-weißen Haaren akkurat einen Fan-Schal des 1. FC Köln. „Soll ja ordentlich aussehen hier“, sagt er. Hier, das ist eine Platte unter einer Brücke, irgendwo in Köln, ein paar Meter weiter brettern die Autos vorbei.
Der Zuschauer erfährt den Namen des Mannes, der an jedem Finger Silberringe und auf dem Kopf einen Cowboyhut trägt, erst ganz am Ende. Elvis. „Wir wollten, dass der Zuschauer den Protagonisten zuerst nahekommt und am Schluss mit ihren Namen jeweils eine ganze Welt verbindet“, sagt Tama Tobias-Macht, die „draußen“mit Johanna Sunder-Plassmann gedreht hat. Ihre Doku erzählt die Geschichte von Elvis, Peter, Sergio und Matze auf ebenso ruhige wie beeindruckende Weise. Peter war früher Karnevalsprinz. Der Kasache Sergio ist glühender Jackie-Chan-Fan. Matze, der in Wäldern schläft, könnte problemlos SurvivalKurse leiten und Elvis hortet unzählige Devotionalien seines großen Vorbilds. „Der bringt einen immer wieder auf Stimmung, auch wenn man, auf Deutsch gesagt, am Boden liegt“, sagt der 70-Jährige. Es sind leise Szenen wie diese, die haften bleiben.
Ein Jahr lang haben die Filmemacherinnen ihre Protagonisten begleitet. Sie zeigen sie nicht als Opfer, sondern als komplexe Charaktere mit ungeahnten Talenten. „Wir hoffen, dass unser Film den Blick schärft für die Lebensweisheit, Begabung und Kreativität, die wir in unserer Gesellschaft missachten und ungenutzt lassen“, wünscht sich Tobias-Macht.
Der obdachlose Peter sieht seine Lage hingegen nüchtern: „Für die Leute sind wir Trash. Wir werden als Müll angesehen“, sagt er. Alle haben schon früh ihr Zuhause verloren: wurden rausgeworfen, ins Heim gesteckt, sind abgehauen. Umso wichtiger werden die wenigen Gegenstände, die sie immer mit sich tragen: Bei Elvis ist es das Kissen in Herzform: ein Geschenk seiner Verlobten, die tödlich verunglückte. Matze wirkt mit seiner Machete wie ein moderner Überlebenskrieger. Immer bei sich hat er aber auch ein zerfleddertes Buch über Pilze, das ihm sein Opa schenkte, und Notizblöcke, in die er Sternbilder zeichnet.
In märchenhaft wirkenden Szenen inszenieren die Filmemacherinnen diese Lieblingsgegenstände: tauchen sie in buntes Licht, lassen sie schweben, hängen sie an Zweige, überhöhen sie – und zeigen so ihre über das Private hinausgehende Relevanz. Mit dem Film sind Elvis, Matze, Sergio und Peter übrigens sehr zufrieden, sagt Tobias-Macht: „Sie vertreten ihre Rollen stolz und