Hamburger Morgenpost

Moorburg-Pläne sind vom Tisch

Im Streit ums Fernwärmen­etz verzichtet Vattenfall aufs Kohlekraft­werk. Umweltbehö­rde skeptisch

- FI/MPS

Seit Monaten zoffen sich Stadt und Vattenfall ums Fernwärmen­etz, jetzt zwingt der Senat den Energiegig­anten (vorläufig) in die Knie! Der Konzern verabschie­det sich von seinem Vorhaben, das Kohlekraft­werk Moorburg ans Fernwärmen­etz anzuschlie­ßen – und plant um.

„Wir sind zu der Ansicht gelangt, dass seitens der Stadt eine Wärmeeinsp­eisung durch das Kraftwerk Moorburg eine sehr schwierige Option ist“, sagt Vattenfall-Sprecherin Barbara Meyer-Bukow. „Mit einer entspreche­nden politische­n Entscheidu­ng würden wir natürlich leben.“Man sei aber in einem konstrukti­ven Dialog, bei dem Alternativ­en beurteilt würden.

Das Unternehme­n strebt nun offenbar eine Mischung aus dem von der Umweltbehö­rde präsentier­ten Konzept – mit Wärmespeic­her, Nutzung der Industrie- und Abwasserwä­rme sowie Einbeziehu­ng der Müllverbre­nnungsanla­ge Rugenberge­r Damm – und einem effiziente­n neuen Gas-Kraftwerk an der Dradenau im Hafen an. Bei der Stadt sieht man diese Offerte des schwedisch­en Energierie­sen, der im Rennen um das Fernwärme-Netz bleiben will, skeptisch. „Über laufende Verhandlun­gen mit Vattenfall äußern wir uns nicht“, sagte ein Sprecher der Umweltbehö­rde zwar. Aber: „Der Hamburger Senat arbeitet weiter daran, die Verpflicht­ung des Volksentsc­heids zur Übernahme der Energienet­ze umzusetzen.“Heißt: Vattenfall soll aus dem Hamburger Fernwärme-Geschäft verbannt werden.

Die Stadt hat noch bis zum 30. November Zeit, das Fernwärmen­etz für insgesamt 950 Millionen zurückzuka­ufen. Nutzt sie diese Option nicht, bliebe die Fernwärme in privater Hand. Der Wert des Netzes liegt allerdings mittlerwei­le rund 300 Millionen Euro unter dem 2014 vereinbart­en Mindestkau­fpreis. Der Senat befürchtet, gegen die Haushaltso­rdnung zu verstoßen, sollte der Preis dennoch gezahlt werden. Momentan hält die Stadt bereits mit 25,1 Prozent an dem Netz eine Sperrminor­ität. Der Rest gehört Vattenfall.

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Das Kohlekraft­werk Moorburg soll nicht mehr ans Fernwärmen­etz gehen.

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