Diesen Typen schickt de rHi mmel
Endlich hat der HSV einen Stürmer, der seinen Job macht: Tore!
Die Kollegen waren nach ihrer Ehrenrunde schon im Inneren des Stadions verschwunden, da genoss Pierre-Michel Lasogga noch seinen ganz persönlichen Volkspark-Moment. Mit freiem Oberkörper, das Trikot seines Bielefelder Kumpels Sven Schipplock wie eine Trophäe um den Hals gebunden, stand der Stürmer vor der Nordkurve und ließ sich feiern.
„Pierre-Michel Lasogga, oh, oh, oh, oh, oh“, sangen tausende Fans und der Matchwinner dankte es ihnen mit einer tiefen Verbeugung. Während der Doppel-Torschütze beim Heimerfolg über Arminia (3:0) die Ovationen entgegennahm, wurde in der Mixed-Zone schon über ihn gesprochen. Kollegen und Verantwortliche waren hellauf begeistert.
Den Anfang machte Keeper Julian Pollersbeck, der sogar mit einem Hauch von Wehmut auf die Vorsaison, die Abstiegssaison zurückblickte. „Er hat uns im vergangenen Jahr sicherlich auch gefehlt mit seiner Qualität vorne drin“, stellte der Mann hinten drin fest, Lasogga habe einmal mehr seinen Job erledigt: „Einer muss die Tore ja schießen. Dafür ist er da, das hat er gemacht.“
Lasogga war im Sommer 2017 weggeschickt worden, der damalige Trainer Markus Gisdol und der damalige Sportchef Jens Todt hatten keine Verwendung für ihn. Der Mittelstürmer wurde nach England zum Zweitligisten Leeds United verliehen (31 Spiele, zehn Treffer, vier Vorlagen), erlebte aus der Ferne mit, wie sein Klub abstieg. „Ich habe mich riesig gefreut, nach Hamburg zurückzukehren“, sagte er vor dem Bielefeld-Spiel. Warum? „Weil ich diesen Verein liebe.“
Gisdol und Todt sind Geschichte, Christian Titz und Ralf Becker tragen beim HSV nun die Verantwortung. Beide sind froh, Lasogga zu haben. Allen voran der Coach, der den Angreifer als entscheidenden Spieler auszeichnete. „Pierre hat den Unterschied ausgemacht, das muss man am Ende so sagen. Er stand dort, wo ein Stürmer wie er hingehört – in der Box. Das ist es, was wir uns von ihm wünschen.“
Was hinterher keiner sagte und auch niemanden so recht interessierte: Lasogga war nahezu unsichtbar geblieben bis zur 76. Minuten, als er sich den Ball mit links vorlegte und mit rechts knallhart abschloss. Zwölf Minuten später holte er einen Elfmeter heraus, verwandelte selbst – und schon waren der eine oder andere technische Patzer vergessen. Der Rest war Schaulaufen.
Hamburgs Topverdiener (3,4 Millionen Euro Jahresgehalt) zahlt zurück. Vor einer Woche schoss er den HSV mit seinem Doppelschlag beim TuS Erndtebrück (5:3) in die zweite Pokalrunde, nun brachte „Lasso“das Team auch in der Meisterschaft in die Spur, genauer gesagt auf Rang drei. Wie er spielt, so redet er auch: schnörkellos. „Gefühlt war das erste Tor meine erste Szene. Aber ich bin einer, der geduldig auf seine Chance wartet, der positiv bleibt und denkt: Irgendwann kommt ein Ball, den ich reinmachen kann.“Hat geklappt …
brigens: Die Entscheidung, Lasogga von Beginn an aufzustellen, reifte bei Trainer Titz erst gegen Ende der Woche. In der Vorbereitung auf das Duell mit Bielefeld hatte er einiges ausprobiert, erst Fiete Arp, dann Aaron Hunt in der Spitze getestet. Beide gelten im Vergleich zu Lasogga als bessere Fußballer, was dieser auch richtig einzuschätzen weiß: „Klar“, sagte er, „ich bin keiner, der sich an fünf Gegenspielern vorbeidribbelt und den du bei Kontern schnell in die Tiefe schicken kannst. Ich brauche Körperkontakt, bin im Strafraum zu Hause. Das ist mein Bereich, da bin ich gefährlich, da haue ich mich rein.“
Für den HSV. Und für die treuen Anhänger, zu denen er trotz der einjährigen Trennung eine ganz besondere Bindung verspürt. „Ich hatte immer ein positives Verhältnis zu den Fans und es tut mir natürlich gut, wenn sie mich feiern“, betonte Lasogga, nachdem er im Anschluss an die Feierlichkeiten als letzter Hamburger in den Katakomben angekommen war. Dafür wollte er sich bedanken, diese Botschaft war ihm wichtig: „Sie standen auch in schweren Zeiten hinter mir. Deshalb ist es schön, dass ich sie nun glücklich machen kann.“