Abgestürzt! Drama um Hamburger Artistin
Tetiana Korenieva (24) fiel acht Meter in die Tiefe und verletzte sich schwer. Nun kämpft sie sich zurück ins Leben
Ein gerissenes Sicherungsseil, acht Meter freier Fall, Aufprall auf dem Kopf – es grenzt an ein Wunder, dass Tetiana Korenieva (24) noch lebt. Bei einem Sturz in einem Zirkus in Hornbaek am 1. August hat sich die auf der Uhlenhorst lebende Artistin fast alle Halswirbel und den linken Beckenknochen gebrochen, die Nerven ihrer linken Körperseite sind geschädigt. Doch die aufwendige Therapie muss die gebürtige Ukrainerin selbst bezahlen – und hofft nun auf Spenden.
An Stoffbahnen hängt Korenieva hoch oben unter der Kuppel des Circus Arena. Sie dreht sich in den Tüchern um die eigene Achse, zeigt Kunststücke, die das Publikum begeistern. Dann reißt ein Stahlseil, das die 24-Jährige sichern soll. Sie stürzt ab, verletzt sich schwer. Mit einem Rettungshubschrauber kommt sie in eine Klinik, wird stundenlang operiert. Der Unfall hat ihr Leben von einem auf den anderen Moment verändert.
Ob die 24-Jährige jemals wieder in der Manege auftreten kann, ist fraglich. „Zirkus ist ihr Leben, sie ist eine begnadete Akrobatin“, sagt Sebastian Hofmann (34), Getränketechnologe aus Hamburg und der Freund der Artistin. „Ich glaube, es würde ihr Herz brechen, wenn sie nicht mehr auftreten könnte. Aber wichtiger ist, dass sie sich wieder bewegen kann.“
Das Paar lernte sich vor mehr als einem Jahr kennen. Tetiana Korenieva, die alle Tanya nennen, trat als Artistin im Circus Roncalli in Hamburg auf. Hofmann sah sie – und war verzaubert. Er besuchte mehrfach die Show, schenkte der jungen Frau Blumen. Hofmann: „Wir gingen an der Alster spazieren und da hat es sofort gefunkt.“
Im Moment kann Tetiana schon wieder an Krücken gehen, sei aber auf ständige Hilfe angewiesen, erzählt ihr Partner. Hofmann: „Es muss immer jemand bei ihr sein. Es ist schwer zu sehen, wie jemand, der einem so am Herzen liegt, leidet. Man fühlt sich so hilflos, weil sie so starke Schmerzen hat.“
Sebastian Hofmann kann sich in die Lage seiner Freundin hineinversetzen: 2009 erlitt er einen Schlaganfall und brauchte 20 Monate, um sich ins Leben zurückzukämpfen.
Physiotherapie, Ergotherapie, Medikamente: Mindestens zwölf Monate wird Korenieva brauchen, um wieder gesund zu werden – sofern das überhaupt möglich ist. Und bei der nächsten größeren Untersuchung Ende Oktober entscheidet sich, ob eine weitere Rücken-OP nötig sein wird. Die Kosten dafür: voraussichtlich 70 000 Euro, die zu den bisherigen Behandlungskosten und ihrem Verdienstausfall noch hinzukommen.
Bezahlen muss die Akrobatin das alles selbst, berichtet Hofmann. Eine deutsche Krankenversicherung habe die Ukrainerin nicht. Über den Zirkus, der sie engagiert hat, sei sie nicht ausreichend abgesichert. Die dortige Krankenversicherung habe nur die Behandlung in den ersten paar Wochen bezahlt. Wer Schuld an dem Unfall hat, wird noch ermittelt.
Freunde und Zirkus-Kollegen haben eine Online-Spendensammlung bei „GoFundMe“ins Leben gerufen, um Tetianas Rückkehr in ein einigermaßen normales Leben zu unterstützen.
Vor der 24-Jährigen liegt ein langer, mühsamer Weg. Sie träumt davon, irgendwann wieder als Artistin arbeiten zu können. Die Chancen dafür sind gering, doch Tetiana und ihr Freund lassen sich davon nicht entmutigen.