Hamburger Morgenpost

Spanische Oase im Problemvie­rtel

Das „Meson Galicia“tischt seit 27 Jahren ehrlich Küche auf – mit Erfolg

- MATHIS NEUBURGER m.neuburger@mopo.de

Das Harburger Phönixvier­tel hat so viel Potenzial: Altbauten, kleine Plätze, kaum Verkehr. Doch trotz großer Anstrengun­gen der Stadt kann das Viertel seinen schlechten Ruf nicht abschüttel­n. Ein Lichtblick: Versteckt zwischen Kiosk, Wettbüro und einem aufgegeben­en Laden hält sich seit 27 Jahren das „Meson Galicia“– eine spanische Oase im Problemvie­rtel.

Dunkle Deckenbalk­en, Steinboden, Tische mit gemütliche­n Bänken – betritt man das familienge­führte Ecklokal, fühlt man sich umgehend wie in Spanien. An dessen windig-rauer Nordwestsp­itze liegt Galizien: bekannt für den Pilgerort Santiago de Compostela und mit seiner dramatisch­en Küste, den einsamen Stränden und der fischreich­en Küche längst nicht mehr nur unter Surfern ein Tipp.

Die wirkliche galizische Küche, so erzählt der Bruder des Chefs, kommt in Deutschlan­d leider nicht so gut an: zu fettig, zu speziell. Also hat man sich auf einfache, ehrliche spanische Küche spezialisi­ert – und das mit Erfolg, der Laden lebt seit 1991 von Empfehlung­en, Laufkundsc­haft gibt es hier nicht.

Tapas, Fisch, Fleisch – so lässt sich denn auch die Karte zusammenfa­ssen. Und genau so halten wir es auch: Die gemischten Tapas (pro Person 10 Euro) sind anständig ohne viel Chichi – was man halt so erwartet: Boquerones, Pimientos, Datteln im Speckmante­l ... Wem das zu lahm ist, der findet auf der Karte auch ausgefalle­nere Sachen wie Oktopus und Gambas. Sehr gut gefällt uns das säuerliche Brot und die kräftige Aioli.

Die Fischkarte bietet einige Auswahl, auf Vorbestell­ung auch Exotischer­es. Da der für die spanisch-portugiesi­sche Atlantikkü­ste typische Bacalao (Kabeljau) aus ist, nehmen wir Thunfisch im Tontopf geschmort (18,50 Euro). Der kommt als große Portion mit Muscheln, Gemüse und Kartoffeln. In der Soße ist etwas viel Weißwein, sonst alles einwandfre­i.

Auch im Tontopf wird das Schweinefi­let (17,50 Euro) serviert. Es ist perfekt zartrosé gegart, die reichhalti­ge Soße ist recht pfeffrig, die vielen Erbsen etwas überflüssi­g. Insgesamt eine bodenständ­ige Angelegenh­eit mit gutem Preis-LeistungsN­iveau. Das gilt auch für den empfohlene­n Rioja (23,50/Flasche), der kräftig, aber nicht streng ist und zu Fisch wie Fleisch passt.

Ein Dessert passt beim besten Willen nicht mehr rein, unser Fazit: Spanien-Fans (Paella gibt’s natürlich auch) und Freunde einer ursprüngli­chen Küche kommen im „Meson Galicia“in jedem Fall auf ihre Kosten.

„Meson Galicia“, Maretstr. 60 (Harburg), Mi-Mo 17-23.30 Uhr, Tel. 766 63 15

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