Die ungleichen
Pick-ups liegen im Trend, werden längst nicht mehr nur von Handwerkern oder Dienstleistern bewegt, sondern als lifestyliges Familienauto für Alltag und Hobby genutzt. Mercedes und Renault, beide mit reichlich Lastwagen-Erfahrung, haben neuerdings solche Lademeister im Angebot. Wir haben mal geschaut, was sie eint und was sie trennt.
Pick-ups sind jenseits des Atlantiks die meistverkauften Privatfahrzeuge. Hierzulande ist das Interesse in den letzten Jahren unter anderem deshalb gewachsen, weil sie den Geruch von Freiheit und Abenteuer verströmen und die rustikale Attitüde an den Tag legen, die Geländewagen einmal hatten. Der Wagen fürs Grobe hat heute eine Ladefläche – idealerweise mit einem verschließbaren Deckel.
Bei den Testwagen ist diese Aufgabe auf unterschiedliche Weise gelöst: Während am Renault Alaskan ein so genanntes Rollcover verbaut wurde (2090 Euro Aufpreis), gönnten die Ausrüster der X-Klasse von Mercedes dem Fahrzeug ein von zwei Teleskopfedern bewegtes Hardcover nebst ultraschickem Edelstahlbügel (2558 Euro Aufpreis).
Der deutsche und der französische Pick-up stammen von japanischen Vorfahren ab. Nissans Navara fungiert als Genspender, es handelt sich also um eine Art ungleiche Brüder. Das Bemühen um Eigenständigkeit ist den identisch motorisierten Testwagen (2,3-LiterDiesel, 190 PS, Allradantrieb) anzusehen. Dass die Markenlogos am Frontgrill gigantisch groß erscheinen, sollte nicht überraschen, schließlich sind beide Autos mehr als 5,30 Meter lang und über 1,80 Meter hoch. Durch die Verwendung von alternativen Karosserieteilen und einer breiteren Spur hinten ist für die Kunden der X-Klasse sogar ein echter Mehrwert herausgesprungen. Zwischen den Radkästen ist die Ladefläche der XKlasse 85 mm breiter, so dass Euro-Paletten auch quer eingeladen werden können. Dafür punktet der Renault mit einem Heckklappendämpfer (+125 Euro), der verhindert, dass einem die schwere Ladeluke beim Öffnen in die Arme fällt.
Will man einen Pick-up so bewegen wie andere Autofahrer ihre Limousinen, bestellt man am besten eine Doppelkabine. Mit ihr kann man zu viert oder fünft lässig über den meisten anderen Verkehrsteilnehmern thronen und genießt ordentliche Bewegungsfreiheit – im Mercedes sogar eine Idee mehr.
Viel Mühe hat man in Stuttgart darauf verwandt, bei der Innenarchitektur den Premiumcharakter der Marke herauszuarbeiten. Das zeigt sich beim Material für Verkleidungen, dem 8,4 Zoll großen Infotainment-Bildschirm und den Ausströmern der Klimaanlage im gleichen Turbinendesign, wie man es von den Mercedes-Pkw her kennt.
Die Komfort- und SicherheitsAusstattung ist das Revier, in dem die Anbieter individuelle Signale setzen und Sympathiepunkte einsammeln. Um in optimaler Sitzposition sein massiges Fahrzeug dirigieren zu können, sollte eine vertikal verstellbare Lenksäule selbstverständlich sein, doch weder X-Klasse noch Alaskan können damit aufwar-