Forscher: 165 000 KrebsFälle wären vermeidbar
Vor allem Rauchen und falsche Ernährung machen krank
Fast eine halbe Million Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Krebs. Eine riesige Zahl – die eigentlich niedriger sein könnte, wie Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg nun auf der Grundlage mehrerer Studien behaupten.
HEIDELBERG -
Aus den Untersuchungen, die die Mediziner im „Deutschen Ärzteblatt“veröffentlichten, geht hervor, dass 37,4 Prozent der auftretenden Krebserkrankungen zu vermeiden wären. Von 440 000 Krebsfällen, die hochgerechnet allein in diesem Jahr diagnostiziert werden, werden 165 000 durch Risikofaktoren ausgelöst. Einige Krebsfälle können auch von mehreren Faktoren ausgelöst werden und tauchen in mehreren Kategorien auf. Angeführt wird die Liste der vermeidbaren Krebs-Ursachen von der Zigarette.
Allein 85 000 der prognostizierten 440000 Krebsfälle würden wegfallen, wenn in Deutschland niemand rauchen würde. Dann, so die Schätzungen der Forscher, würden nur 7000 Menschen an Lungenkrebs erkranken und nicht 53 000. Doch damit nicht genug. Tabakrauch auch das Risiko für weitere Krebsarten.
Auf Platz zwei der Risikofaktoren landet die ungesunde Ernährung. 34000 Krebsfälle wären mit einer ausgewogenen erhöht elf Ernährung mit deutlich weniger Fleisch zu verhindern, sagen die Forscher. Zum einen entstehen demnach beim Pökeln und Räuchern von Fleisch krebserregende Stoffe, zum anderen essen viele Deutsche einfach falsch. Die WeltKrebsforschungsStiftung (WCRF) rät daher, komplett auf Wurst zu verzichten, weniger rotes Fleisch und mehr Ballaststoffe in Form von Obst und Gemüse zu sich zu nehmen.
Das beuge nicht nur direkt Krebs vor, sondern auch dem Übergewicht – dem dritten großen Risikofaktor, durch den sich 30600 Krebsfälle vermeiden ließen. Laut der Studien könne Übergewicht chronische Entzündungen fördern oder das Gleichgewicht bei Geschlechtshormonen oder Wachstumsfaktoren stören. Besonderen Einf uss hat dadurch Übergewicht auf bösartige Tumore in der Gebärmutter, der Niere und der Leber.
Weitere 27000 Krebs-Fälle seien zudem durch ausreichende Bewegung (ca. 150 Minuten pro Woche) zu vermeiden. Das schafft laut WCRF aber nur ein Bruchteil.
Und auch der Alkohol ist ein Faktor. Die Forscher haben ausgerechnet, dass 9600 Fälle vermeidbar wären, wenn alle Deutschen ihren Konsum herunterfahren würden. Männer dürften demnach jeden Tag ein Glas Bier trinken, Frauen etwas weniger.
Weitere 23000 Krebsfälle entstehen durch Infektionskrankheiten, die beispielsweise Gebärmutterhalskrebs auslösen, oder Umweltfaktoren wie Radon in Innenräumen, Feinstaub, der Besuch von Solarien und auch das Passivrauchen. Einige dieser Faktoren lassen sich allerdings kaum selbst beeinf ussen.