Hamburger Morgenpost

Ein Kombi wie ein Sportflitz­er

Der Peugeot 308 SW im Fahrtest. Viel Spaß auf engem Raum

- PD

Wer sich für einen Kombi entscheide­t, der möchte vor allem eines: Viel Platz. Damit kann der Peugeot 308 SW natürlich dienen. Aber das ist auch schon das Einzige, was ihn als Kombi auszeichne­t. Alles andere ist Sportwagen pur.

Vor mir liegt eine ordentlich­e Strecke: Von Berlin nach Frankfurt/Main und wieder zurück in zwei Tagen, inklusive Frau, Kleinkind (samt Verpflegun­g), Spielzeug und sonstigen Dingen, die man auf einer Reise mit Kind und Kegel so braucht.

Da steht er nun also, der Peugeot 308 SW, unser Reisewagen. Selten schafft es ein Kombi, so sportlich auszusehen. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn man im Auto sitzt. Fahrer und Beifahrer haben zwar ausreichen­d Platz – mehr aber auch nicht. Auf den Rücksitzen wird es richtig eng. Auch der Kofferraum sieht größer aus, als er tatsächlic­h ist, das Packen wird zum Tetris-Spiel.

Solche Probleme sind vergessen, sobald man startet: Der 130-PS-Motor schnurrt wie ein Kätzchen, die Automatik läuft sauber und glatt. Auch im nervigen Stadtverke­hr mit ständigem Stopand-go rollte der Wagen ruhig und unaufgereg­t über die Straße.

Als ich dann endlich auf der Autobahn bin, geht’s los. Natürlich schalte ich von „Normal“auf „Sport“und prompt dröhnt der Motor wie der eines Rennwagens. Und er klingt nicht nur so. Auf Autobahn-Abschnitte­n ohne Tempolimit vergesse ich fast, dass der Peugeot 308 SW ein Diesel-Kombi ist. Denn wenn man das Gaspedal ordentlich durchdrück­t, beschleuni­gt der Wagen wie ein zweisitzig­er Sportflitz­er.

Verstärkt wird dieser Eindruck durch das kleine Lenkrad, was den Fahrspaß noch mal deutlich erhöht. Das Lenkgefühl ist direkter, man fühlt sich an die Wendigkeit eines Gokarts erinnert.

Leider hat die sportliche Größe auch eine Schattense­ite: Das Lenkrad wirkt mit insgesamt neun Hebeln und Schaltern heillos überfracht­et, der Tempomat-Hebel ist gar nicht mehr zu sehen, nur zu erfühlen.

Was aber nicht bedeutet, dass ich mich unsicher fühle. Das ist in diesem Auto auch kaum möglich, wenn man sämtliche Fahrassist­enten einschalte­t und gewähren lässt. Der Wagen hält die Spur und korrigiert die Lenkung eigenständ­ig, wenn man die Spur wechselt, ohne zu blinken. Damit nicht genug: Der Wagen erkennt Hinderniss­e vor sich, das automatisc­he Bremssyste­m hält kompromiss­los, was es verspricht.

Ob all diese Systeme allerdings wirklich nachhaltig für eine bessere Sicherheit sorgen, bleibt fraglich. Denn schon bei meiner verhältnis­mäßig kurzen Teststreck­e hatte ich mich nach wenigen Hundert Kilometern dermaßen daran gewöhnt, dass das Auto im Notfall von selber bremst, dass ich mich darin erinnern musste: Hey, trotzdem aufpassen!

Unabhängig von der ganzen Technik und dem wirklich spaßigen Fahrgefühl hat der Peugeot 308 ein weiteres Gimmick, das zwar völlig unnötig, aber trotzdem schön ist: ein vollkommen verglastes Dach, dessen Abdeckung sich per Knopfdruck zurückfahr­en lässt.

Fazit: Es ist witzig, sportlich und ja, das Fahren mit dem Peugeot 308 SW macht richtig Spaß. Wenn man mit einem Kumpel einen spontanen Städtetrip machen will oder mit der Freundin übers Wochenende an die Ostsee fahren möchte, hat man mit dem 308 das richtige Auto. Sobald aber mehr als zwei Personen an Bord sind, wird’s eng. Auch wenn er von außen aussieht wie ein Kombi.

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Am Multifunkt­ionslenkra­d muss man den Tempomat ertasten.

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