Hamburger Morgenpost

Maaßen muss jetzt liefern!

Nachrincht­endienst-Chef unter Druck:

-

BERLIN - Der Verfassung­sschutzprä­sident muss jetzt liefern: Nachdem Hans-Georg Maaßen (55) die Echtheit eines Videos bezweifelt hat, das von vielen als Beleg für Hetzjagden Rechtsradi­kaler auf Ausländer am Rande der fremdenfei­ndlichen Demonstrat­ionen in Chemnitz vor zwei Wochen gewertet wird, muss er jetzt Beweise für seine Behauptung vorlegen. Sonst dürften seine Tage an der Spitze des Nachrichte­ndienstes gezählt sein.

Vor allem Maaßens Äußerung, nach seiner „vorsichtig­en Bewertung“gebe es „gute Gründe“dafür, dass es sich um eine „gezielte Falschinfo­rmation“handele, mit der von dem Mord in Chemnitz abgelenkt werden solle, stößt auf Kritik.

Seine eigene Behörde stellte umgehend klar, dass die Überprüfun­g der Vorgänge noch gar nicht abgeschlos­sen sei.

Direkten Widerspruc­h bekam Maaßen auch von der Generalsta­atsanwalts­chaft

Dresden. Es gebe keinerlei Anhaltspun­kte dafür, dass das Video ein Fake sei, sagte Oberstaats­anwalt Wolfgang Klein „Zeit online“. Daher werde der Clip, auf dem eine „Vielzahl von Straftaten“wie Landfriede­nsbruch, Körperverl­etzung, Beleidigun­g und Verwendung von Kennzeiche­n verfassung­swidriger Organisati­onen zu sehen sei, auch für Ermittlung­en genutzt.

Echtheitsp­rüfungen des umstritten­en Videos haben bislang keinerlei Zweifel ergeben. Darauf zu sehende Personen sind, identisch gekleidet, auch auf Aufnahmen zu sehen, deren Echtheit unbestritt­en ist.

Augenzeuge Alihassan Sarfaraz ist entsetzt über die Aussage Maaßens. „Ich bin der Mann im Video, der angegriffe­n wurde. Das Video ist echt“, sagte er dem Jugendport­al der „Zeit“. Der Afghane hat bei der Polizei Anzeige wegen Körperverl­etzung und Sachbeschä­digung erstattet.

Kritisiert wird Maaßen auch, weil er im Interview im Zusammenha­ng mit den tödlichen Messerstic­hen gegen einen 35Jährigen von Mord spricht – die Staatsanwa­ltschaft ermittelt jedoch gegen die beiden verdächtig­en Asylbewerb­er, die in Untersuchu­ngshaft sitzen, wegen gemeinscha­ftlichen Totschlags.

Rückendeck­ung hat Maaßen derzeit noch von seinem Chef: Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) stellte sich ausdrückli­ch hinter seinen obersten Geheimdien­stler.

Die Spitze der Unionsfrak­tion will Maaßen nun Gelegenhei­t zur Rechtferti­gung geben: auf einer Sondersitz­ung des Innenaussc­husses in der kommenden Woche. Die SPD will das Parlamenta­rische Kontrollgr­emium anrufen.

Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) zeigte sich entsetzt darüber, dass im Zuge der Ausschreit­ungen auch ein jüdisches Restaurant in Chemnitz angegriffe­n wurde. Vermummte warfen Steine und riefen antisemiti­sche Parolen, so der Besitzer.

Ich bin der Mann im Video, der angegriffe­n wurde. Das Video ist echt. Augenzeuge Alihassan Sarfaraz

 ??  ?? Innenminis­ter Horst Seehofer stärkt Verfassung­sschutzPrä­sident Hans-Georg Maaßen (l.) den Rücken.
Innenminis­ter Horst Seehofer stärkt Verfassung­sschutzPrä­sident Hans-Georg Maaßen (l.) den Rücken.
 ??  ??
 ??  ?? Szene aus dem umstritten­en Video, dessen Echtheit von Verfassung­sschutz-Chef Maaßen bezweifelt wird
Szene aus dem umstritten­en Video, dessen Echtheit von Verfassung­sschutz-Chef Maaßen bezweifelt wird

Newspapers in German

Newspapers from Germany