Hamburger Morgenpost

Harte Beats und tanzende Götter

Am Thalia-Theater überzeugt „Orpheus“als eine knackige Neu-Inszenieru­ng des antiken Bühnenstof­fs

- KAM

„Dreh dich nicht um!“, ruft Eurydike, als sie Orpheus aus dem Totenreich folgt. In der Sage kann Orpheus nicht an sich halten, wendet den Kopf – und seine Geliebte verschwind­et schlagarti­g wieder in der Unterwelt, dem Hades. Ganz schön dumm gelaufen!

Zur Spielzeite­röffnung im Thalia-Theater wirbelt Regisseur Antú Romero Nunes den antiken Stoff kräftig durcheinan­der. Sein Inszenieru­ng des „Orpheus“ist eine lebhafte Mischung aus Performanc­e, Ballett, Konzert – und einer kleinen Prise Sprechthea­ter.

Orpheus und die taubstumme Eurydike sind hier ein lesbisches Pärchen (Lisa Hagmeister und Marie Löcker), die Inszenieru­ng gibt ihnen fürs Kennenlern­en und die aufblühend­e Liebe viel Platz: ein sinnlicher Auftakt.

Danach wird es wilder und lauter. Lebendige Götterstat­uen – Zeus, Dionysos, Amor – tanzen zu den harten Beats der tollen Liveband und ziehen die beiden Frauen in ihre Welt.

Als Eurydike ermordet wird, kommt es zu einer visuell starken Trennungss­zene. Zwischen den Liebenden wellt sich eine riesige Plastikpla­ne – so nah und doch so fern.

Überhaupt gelingen Nunes und seinem Team immer wieder sehr eindrucksv­olle Bilder. Die Lust am Spielen prägt die nur 90-minütige Vorstellun­g viel mehr als die zusammenge­stellten Texte über Liebe und Schönheit, die von den Göttern vorgetrage­n werden. Und die ein oder andere Überraschu­ng gibt es auch noch …

➤ Thalia-Theater: 14., 19., 28.9 und viele weitere Termine, Karten ab

10 Euro, Tel. 32 81 44 44

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„Orpheus“ist eine Mischung aus Performanc­e, Ballett und Konzert.

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