Große Aufregung um Halal-Fleisch
AfD tritt Debatte über religiöse Schlacht-Methode los
Die AfD hat eine Debatte um Halal-Fleisch losgetreten. Aus einer Anfrage geht hervor, dass mehrere Hamburger Schulen Fleisch mit umstrittenem Schlacht-Ruf anbieten. Ist das wirklich ein Problem? Die MOPO beantwortet die wichtigsten Fragen.
➤ Was Im Islam dürfen nur Tiere gegessen werden, die regelgerecht geschlachtet wurden. Heißt: Die Tiere werden durch einen Kehlenschnitt getötet, damit sie rückstandslos ausbluten können. Das muss ohne Betäubung passieren, weil manche Muslime befürchten, diese könne tödlich enden – und das Fleisch dadurch laut Koran unbrauchbar werden. Dieses sogenannte Schächten ist in Deutschland verboten.
➤ Gibt es in Deutschland dann überhaupt Halal-Fleisch? „Bei uns wird ein Teil der Rinder halal geschlachtet“, sagt ein Sprecher vom Fleisch-Giganten Tönnies auf MOPONachfrage. Geschächtet würden die Tiere aber nicht, alle erhielten gemäß Tierschutzgesetz eine Betäubung. Gleiches gilt für den Geflügelhersteller Wiesenhof. „Alle unsere Schlachtereien sind halal-zertifiziert, einige seit Jahrzehnten“, so eine Sprecherin. Die HalalSchlachtung habe bei ihnen nichts mit dem betäubungslosen Schächten zu tun. Und: Es gibt Gelehrte, die sagen, kurze Betäubungen seien auch halal.
➤ Gibt’s Kritik an dem Schlachtverfahren? „Für uns ist unerheblich, ob ein Tier aus religiösen Gründen oder aufgrund schlechter Arbeitsabläufe im Schlachthof ohne Betäubung getötet wird“, sagt Frank Wieding, Sprecher des Hamburger Tierschutzvereins. Das HalalSchlachten mit Kurzzeitbetäubung sei dabei „so gut oder schlecht“, wie das konventionelle Schlachten.
➤ Woran erkennen Verbraucher, dass Fleisch halal ist? „Das Label „Halal“ist nicht gesetzlich geschützt“, sagt Silke Schwartau von der Verbraucherschutzzentrale. Eine Kennzeichnungspflicht gebe es nicht.
➤ Wie erfahre ich, ob meine Schule Halal-Fleisch anbietet? Wer nicht nachfragt, erfährt es im Zweifel nicht. „Wir wollen nun sicherstellen, dass mehr Transparenz geschaffen wird“, sagt Schulbehörden-Sprecher Peter Albrecht.
➤ An wie vielen Hamburger Schulen wird halal gekocht? Das wird statistisch nicht erfasst. Aus einer Grünen-Anfrage Ende 2017 ging hervor, dass drei Schulen im Bezirk Harburg (Marmstorf, Grumbrechtstraße und Schnuckendrift) Halal-Fleisch anbieten. In der aktuellen AfD-Anfrage
geht es um das Kurt-KörberGymnasium, die Stadtteilschule Öjendorf und die Grundschule Bonhoefferstraße. An letzterer sollen Elternvertreter Halal-Essen eingefordert haben, die verneinen das jedoch.
➤ Gibt es ein Anrecht auf Halal-Essen? „Es gibt keinen Anspruch auf bestimmte
Speisen, die nach be- stimmten reli- giösen, kulturellen oder sonstigen Riten zubereitet sind“, sagt Schulsenator Ties Rabe (SPD). Schulessen würde gemäß der Deutschen Gesellschaft für Ernährung angeboten – ohne Halal-Vorgabe.
➤ Was sagt die AfD? Fraktionschef Alexander Wolf fordert die Schulbehörde auf, konsequent durchzusetzen, „dass in der Schulspeisung nur Fleisch nach den Richtlinien des Tierschutzgesetzes angeboten und Schüler unterschiedlicher Herkunft nicht kulturell vereinnahmt werden“. Genau das, beteuern die Hersteller, sei der Fall. „Wir tun gut daran, dass die Schulen und ihre Caterer die Vereinbarungen selbst treffen“, sagt Albrecht.
➤ Will die Behörde jetzt den Gebrauch von Halal-Fleisch unterbinden? Unklar. Die Behörde führt jetzt aber Gespräche mit Schulleitern, Schlachthöfen, Eltern und Juristen, um sich ein Bild von der Situation zu machen. „Wir wollen keinen Schnellschuss“, sagt Albrecht. Gut möglich, dass auch alles so bleibt, wie es ist. Bislang gab es mit dem Halal-Thema nämlich eigentlich keine Probleme.