Zoff ums Zoll-Denkmal Bezirk will Gebäude abreißen. Kulturbehörde fordert Erhalt von Teilen der Hafenanlage
Zigaretten, Drogen, Plagiate: Früher wurden an der Zollstation Veddel Lkw nach Schmuggelgut durchsucht. Doch seit der Freihafen 2013 aufgehoben wurde, verkommen die Anlagen aus den 50er Jahren. Nachdem sich jahrelang niemand kümmerte, haben jetzt Politik und Denkmalschutzamt gleichzeitig ihre Liebe zum Areal entdeckt. Ein massiver Streit ist entbrannt. Denn die Hallen stehen jetzt unter Denkmalschutz! Es ist brüllend laut auf der Verkehrsinsel, in deren Mitte die drei langen Zollgebäude stehen. Sie sind teils umzingelt von sechsspurigen Straßen, zigtausend schwere Lkw fahren täglich an den verlassenen Gebäuden vorbei, die von A255 und Bahnverkehr umzingelt sind. Hier planen Bezirk Mitte und Stadtentwicklungsbehörde seit etwa einem Jahr einen Komplex mit dringend nötigen Läden plus Wohnungen.
„Dass die Gebäude plötzlich unter Schutz gestellt wurden, haben wir nur durch Zufall mitbekommen“, ärgert sich Falko Droßmann (SPD), Bezirksamtsleiter in Mitte. „Diese Fläche zu bebauen wäre eine echte Chance, um die Veddel aus ihrer Insellage zu holen.“Denn sie soll aus einer Hand gemeinsam mit dem Kleinen Grasbrook überplant werden. Wenn die drei langgezogenen Hallen jedoch erhalten werden müssen, sei das eine totale Platzverschwendung.
Das sieht auch der Grüne Koalitionspartner in Mitte so. „Um dort überhaupt Wohnungen bauen zu dürfen, müssen wir für ganz viel Lärmschutz zu den Straßen und zur Bahn sorgen“, so Michael Osterburg. „Den können Gewerberiegel bieten. Aber ein einstöckiger Zollkomplex kann das nicht.“Osterburg sieht auch die Schutzwürdigkeit der Gebäude nicht. „Das Gesicht des Freihafens lässt sich sicherlich auch woanders erhalten, nicht ausgerechnet hier.“
Die Kulturbehörde – zu der das Denkmalschutzamt gehört – hält dagegen. „Die Gebäude sind identitätsstiftend, denn sie stehen für den Freihafen und sie haben eine klare Formsprache“, so Kulturbehördensprecher Enno Isermann. Es spreche vieles für eine Unterschutzstellung. „In vielen Quartieren machen doch gerade die Denkmäler den Charme aus“, sagt er. Eine