Hier spricht Mr. Heidenheim
Er feierte diesen Sommer sein zehnjähriges Jubiläum in seinem Klub, hat in 364 Pf ichtspielen stolze 109 Tore erzielt, 106 Vorlagen gegeben, nie eine Rote Karte kassiert und gilt seit Jahren als einer der besten Spieler der 2. Liga: Marc Schnatterer ist Mr. Heidenheim. Vor dem Spiel beim HSV stand der 32-jährige Sympathieträger des 1. FC Heidenheim 1846 der MOPO Rede und Antwort.
MOPO: Herr Schnatterer, sind Sie ein glücklicher Fußball-Profi?
Marc Schnatterer: Ja, das würde ich sagen. Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen, habe in den vielen Jahren hier viele schöne Momente erlebt und es könnte ja auch durchaus noch ein Treppchen höher gehen.
Da sind wir gleich beim Thema: Warum spielt ein angesehener Kicker wie Sie nicht in der Bundesliga?
Natürlich habe ich auch immer den Traum gehabt, ständig samstags um 15.30 Uhr zu spielen. Aber es hat auch nie ein ganz konkretes Angebot aus der 1. Liga gegeben bzw. das große Ganze hat dann einfach nicht gestimmt.
Was meinen Sie damit?
Wenn ich das Gefühl habe, dass ich bei einem Verein nur die zweite oder gar dritte Option bin, dann lasse ich das lieber sein. Ich hätte den Schritt nach oben mal gewagt, wenn alles gepasst hätte. Irgendwann habe ich mich entschieden, meine Karriere langfristig mit dem 1. FC Heidenheim zu planen. Mittlerweile bin ich mit meinem Klub quasi verheiratet (lacht). Der FCH ist wie eine Familie für mich, die Vertrautheit ist groß. Ich glaube: Wenn man ein intaktes Umfeld hat, bringt man seine beste Leistung.
Dabei ging es ja gar nicht so gut los. Sie kamen bereits zuvor in der zweiten Mannschaf des KSC nicht klar, auch der Start in Heidenheim 2008 war schwierig. Sie wollten sogar mit dem Fußball aufhören.
Stimmt. Ich hatte mich bereits in zwei Unis für ein Sportmanagement-Studium beworben, wollte die Zelte in Heidenheim gleich wieder abbrechen und einen normalen Weg gehen. Aber nach Gesprächen mit dem Trainer, dem Vorstand und meinen Eltern habe ich weitergemacht. Ich bin froh, dass ich das durchgezogen habe!
Der sofortige Aufstieg von der Regionalliga in die 3. Liga hat sicherlich geholfen.
Ja, damit waren wir im Profifußball angekommen und haben gesehen, was möglich ist.
Welche Rolle spielt Coach Frank Schmidt für Sie, der schon ein Jahr länger als Sie in Heidenheim ist? Er hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Er hat mich entwickeln lassen, mir immer den Rücken freigehalten. Mal bremst er mich, wenn ich überehrgeizig bin. Mal packt er mich auch ein bisschen härter an. Er hat mich zum Kapitän gemacht. Uns verbindet Vertrauen und Ehrlichkeit – mehr geht nicht. Zweitliga-Klubs wie Sandhausen und Heidenheim gelten als Fußball-Provinz. Triff Sie das? Nein, ich komme damit zurecht, finde das sogar amüsant. Und irgendwie kann ich die Fans, zum Beispiel vom HSV, verstehen: Sie kommen aus einer großen schönen Stadt mit einem großen Stadion. Aber vielleicht sind sie ja sogar froh, wenn sie mal bei uns waren, weil es bei uns auch schön ist (lacht).
Sie gehen mit dem Provinz-Vorurteil völlig entspannt um.
Für Außenstehende sind wir eben Fußball-Provinz, auch wenn Heidenheim eine Mittelstadt mit 50000 Einwohnern ist. Wir sind stolz auf das Erreichte. Und an einem guten Tag können wir mit dem HSV auf Augenhöhe sein. Dann können wir auf dem Platz zeigen, dass es keinen Unterschied zwischen Großstadt und vermeintlicher Provinz gibt.
Wie denken Sie über den HSV?
Für mich ist er immer noch einer der größten Vereine in Deutschland. Tradition und Historie sind großartig.
Aber der HSV spielt in der 2. Liga.
Ja, aber der Respekt ist nach wie vor groß. Der Abstieg hatte sich ja schon angedeutet, vielleicht tut er dem Verein, wie auch dem Vf Stuttgart damals, ja sogar ganz gut.
Sie feiern Ihre HSV-Premiere?
Richtig. Ich war noch nie im Volksparkstadion, habe noch nie gegen den HSV gespielt. Das Spiel ist ein ganz besonderes für mich. Für meinen Vater Klaus übrigens auch. Er ist seit Uwe Seelers Zeiten großer Fan.
Wem drückt er die Daumen?
Es ist auf jeden Fall ein Spiel, bei dem er nur gewinnen kann. Siegen wir, freut er sich. Gewinnt der HSV, freut er sich auch.
Mein Vater Klaus ist bereits seit Uwe Seelers Zeiten ein großer Fan des HSV. Marc Schnatterer