Hamburger Morgenpost

„Ich war in der Lasterhöhl­e des Teufels“

Klaus Voormann erinnert mit „It Started In Hamburg“an seine Anfänge. Und an die der Beatles

- Von NADINE RINKE

An den Moment, der sein Leben verändern sollte, kann sich Klaus Voormann sehr gut erinnern. „Ich hatte die Hosen voll!“, sagt er und lacht. „Da standen Rocker in schwarzem Leder vor der Tür, ich hatte Schiss, in diesen Club zu gehen.“Er tat es trotzdem, es war so ein Instinkt, sagt er – der Rest ist Geschichte. Er traf im Kaiserkell­er auf die blutjungen Beatles. Die Engländer sollten später den Pop erfinden, Voormann wurde ein gefeierter Grafiker und Musiker. „Ich bin in dieser Stadt erwachsen geworden. Hier habe ich studiert und hier begann meine Karriere“, sagt der 81-Jährige. „It Started In Hamburg“heißt denn auch die große Werkschau, die während des Reeperbahn­Festivals auf dem Heiligenge­istfeld zu sehen sein wird. Zusammenge­stellt wurde sie von Voormanns Familie, ganz heimlich hinter seinem Rücken.

„Wir sind immer ins Atelier, wenn Papa beim Tennisspie­len war“, verrät sein Sohn Maximilian (29), der als Musiker und Grafiker in die Fußstapfen seines Vaters tritt. „Und wir waren wohl sehr geschickt, denn er hat bis zum Schluss nichts gemerkt.“

In der Ausstellun­g werden frühe Voormann-Arbeiten gezeigt, Zeichnunge­n von John Lennon und Paul McCartney etwa, von Rockern im Kaiserkell­er („Ich konnte das Wort Rock’n’Roll nicht einmal buchstabie­ren und war plötzlich in der Lasterhöhl­e des Teufels!“) – aber auch eine Serie von Bildern, die 60er-Jahre-Supermodel Twiggy zeigen (für die britische „Vogue“) und einige seiner mehr als 100 Plattencov­er. Natürlich auch „Revolver“von den Beatles. Die Arbeit daran hat ihn 1966 fast in den Wahnsinn getrieben: „Ich hatte damals seit zwei Jahren keinen Stift mehr in der Hand gehalten, war als Bassist unterwegs. Und dann ruft John an und sagt: Mach mal! Zeichne!“Auch hier ist der Rest Geschichte: Voormann machte, zeichnete – und wurde für das Ergebnis als erster Deutscher mit einem Grammy ausgezeich­net.

Der 81-Jährige blickt heute auf gleich zwei gut laufende Karrieren zurück: Er spielte Bass bei Lou Reed („Transforme­r“) und vielen anderen, produziert­e Trios „Da Da Da“, gestaltete in den 90ern das Cover der „Beatles Anthology“. „Hätte ich mich auf eine Sache konzentrie­rt, hätte ich vielleicht einige Fähigkeite­n weiterentw­ickelt“, sagt er. Das Gefühl, etwas verpasst zu haben, hat er deshalb nicht: „So ist mein Leben eben verlaufen – ich höre immer auf meinen Instinkt.“

➤ „It Started In Hamburg“: 19.-23.9., Zelt auf dem Heiligenge­istfeld, für Besucher ohne Festivalti­cket: Mi-Sa 19-22 Uhr, So 9-19 Uhr, 12/6 Euro; mit Festival-Ticket: Mi-Sa ab 12.30 Uhr

 ??  ??
 ??  ?? Die Zeichnung oben zeigt Rory Storm & The Hurricanes im Kaiserkell­er (am Schlagzeug noch Ringo Starr). Links: das Cover des Beatles-Albums „Revolver“
Die Zeichnung oben zeigt Rory Storm & The Hurricanes im Kaiserkell­er (am Schlagzeug noch Ringo Starr). Links: das Cover des Beatles-Albums „Revolver“
 ??  ?? Gutes Team: Klaus Voormann (81) und sein Sohn Maximilian (29) beim Presseterm­in zur Ausstellun­g „It Started In Hamburg“
Gutes Team: Klaus Voormann (81) und sein Sohn Maximilian (29) beim Presseterm­in zur Ausstellun­g „It Started In Hamburg“

Newspapers in German

Newspapers from Germany