So schick sind die neuen Billig-Bauten
Die SAGA baut jetzt Häuser von der Stange – und will so den Hamburger Mietmarkt revolutionieren
Bauen für acht Euro Miete pro Quadratmeter? Geht nicht, sagen viele Investoren. Geht doch, sagt die SAGA. Das städtische Wohnungsbauunternehmen hat gestern sein Systemhaus vorgestellt. Diese Gebäude von der Stange sollen Wohnungen nicht nur für Geringverdiener, sondern auch für die Mittelschicht erschwinglich machen.
Mieten und Grundstückspreise explodieren in Hamburg. „Zunehmend sorgen sich auch Menschen mit mittlerem Einkommen darum, ob sie sich in Zukunft noch das Wohnen in der Stadt leisten können“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) bei der Präsentation der neuen Wunderhäuser.
Der erste Bauabschnitt entsteht seit gestern an der August-Krogmann-Straße (Farmsen). Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Die öffentlich geförderten Wohnungen, die darin entstehen, werden anfangs 6,50 Euro pro Quadratmeter kosten. Und die für jedermann frei zugänglichen Wohnungen acht Euro pro Quadratmeter. Wie kann das funktionieren?
„Durch die Systemhäuser sparen wir 15 bis 20 Prozent gegenüber dem sogenannten Manufakturwohnungsbau“, so SAGA-Vorstand Thomas Krebs. In den Gebäuden ist vieles gleich: Der Treppenhauskern, die Wohnungstrennwände, die Schächte für Wasser und Strom. Auch die industrielle Vorproduktion von Bauteilen trägt zur Kostenreduzierung bei.
Systemhaus, das klingt nach Plattenbau. So sollen die neuen Gebäude aber nicht wirken. „Das sind eigentlich ganz normale Häuser, in denen man gut wohnen kann und denen man nicht ansieht, dass die Wohnungen etwas günstiger sind“, so Oberbaudirektor Franz-Josef Höing.
Kein Gebäude wird dem anderen gleichen. Das Aussehen der Fassaden wird variieren. Manche Häuser erhalten Balkone, andere Loggien. Manche sind L-förmig, andere gerade. Auch die Anzahl der Stockwerke variiert. Die SAGA hat 40 verschiedene Haus-Typen von den Behörden genehmigen lassen. Das beschleunigt künftige Genehmigungsprozesse.
Die 148 ersten Billig-Buden (40 bis 105 Quadratmeter) in Farmsen sind auf vier Bauten aufgeteilt. Sie haben Gründächer, Tiefgaragenplätze und Aufzüge. Anfang 2020 soll alles fertig sein.
Hamburgweit plant die SAGA rund 1500 dieser Wohnungen, auch in Lurup, Fuhlsbüttel, Wandsbek und in Hamm. Mit der Stadt ist verabredet, dass sie Grundstücke günstig zur Verfügung stellt.
Kritik an den Plänen kommt von der FDP. Wenn die Stadt vergünstigte Grundstücke stelle, werde das Wohnen lediglich durch verdeckte Subventionierung günstiger, so die FDP.