Hamburger Morgenpost

Wie nah steht der ExVerfassu­ngsschutz-Chef der „Merkel ss weg“-Demo?

CDU-Mann Heino Vahldieck ist Mitglied in umstritten­er Facebook-Gruppe

- Von FREDERIK MITTENDORF­F

Das Hamburger Bündnis gegen Rechts erhebt schwere Vorwürfe gegen Ex-Verfassung­sschutz-Chef Heino Vahldieck (CDU) und rückt ihn in die Nähe der rechtsextr­emen „Merkel muss weg“Demonstrat­ionen. Dieser widerspric­ht den Vorwürfen.

Konkret geht es um die Mitgliedsc­haft in einer FacebookGr­uppe. So belegen Screenshot­s, die das Bündnis veröffentl­ichte, dass der ehemalige Hamburger Innensenat­or und Ex-Verfassung­sschutz-Chef im Juni 2018 der Gruppe „Merkel muss weg – HAMBURG DEMO“hinzugefüg­t wurde. Das Brisante: Der Verfassung­sschutz veröffentl­ichte vor knapp zwei Wochen eine Mitteilung, in der die treibenden Kräfte hinter den „Merkel muss weg!“-Kundgebung­en als rechtsextr­emistisch eingestuft werden (MOPO berichtete). Zu der Erkenntnis kam die Behörde unter anderem, weil ebenjene Facebook-Gruppe, in der Vahldieck Mitglied ist, rechtsextr­emistische Inhalte verbreitet. Warum ist Heino Vahldieck also in dem Zirkel zu finden?

Der ehemalige Innensenat­or äußert sich seit Längerem auf seinem Facebook-Profil Merkel-kritisch, ohne dabei jedoch den demokratis­chen Boden zu verlassen. Für Felix Krebs vom Hamburger Bündnis gegen Rechts sorgt die Mitgliedsc­haft in der Gruppe aber für große Bedenken: „Für sich genommen wären die Aktivitäte­n eines reaktionär­en CDU-Mitglieds keine Aufmerksam­keit wert. Im Kontext einer zunehmend zu beobachten­den Nähe von Sicherheit­sbehörden und rechter Szene müssen diese aber alarmieren. Als ehemaliger Geheimdien­stchef und Innensenat­or dürfte Herr Vahldieck nicht nur immer noch über viele Kontakte verfügen, sondern auch über erhebliche­s vertraulic­hes Wissen über die extreme Rechte wie auch ihrer Gegner.“

Heino Vahldieck, der 2002 von Ronald Schill zum Landeschef des Verfassung­sschutzes berufen wurde und später unter Christoph Ahlhaus zum Innensenat­or aufstieg, weilt derzeit im Urlaub, veröffentl­ichte auf Facebook jedoch ein Statement, in dem er den Vorwürfen widerspric­ht. Er sei in die Gruppe hinzugefüg­t worden und lese seitdem auch die Beiträge.

„Als nach wie vor politisch interessie­rter Mensch lese ich täglich politische Artikel jeglicher Couleur, zuweilen auch extremisti­sche von Indymedia bis rechtsauße­n“, hieß es weiter. Auf telefonisc­he Nachfrage der MOPO gab er zudem an, niemals auf einer „Merkel muss weg“-Demonstrat­ion gewesen zu sein.

Der Hamburger Verfassung­sschutz teilte unterdesse­n mit, dass die Gruppe keinen Beobachtun­gsgegensta­nd des Landesamte­s darstellt. „Die Mitgliedsc­haft in der Facebook-Gruppe ist natürlich ein Hinweis auf Sympathie gegenüber der Kampagne.“Ein hinreichen­der Anhaltspun­kt, dass Mitglieder den als rechtsextr­emistisch eingestuft­en Organisato­ren zugerechne­t werden können, sei dies aber nicht.

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Heino Vahldieck ist CDU-Mann, äußert sich in den sozialen Medien aber oft Merkel-kritisch – und ist Mitglied einer Facebookgr­uppe, die rechtsextr­emistische Inhalte verbreitet.

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