Hamburger Morgenpost

Kinder suchen Vater – Amt hatte ihn längst beerdigt

Polizei hatte Angehörige­n Tod nicht mitgeteilt

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Die erwachsene­n Kinder suchten verzweifel­t nach ihrem Vater. Dass er verstorben war, erfuhren sie erst nach rund dreimonati­ger Verzögerun­g – weil die Hamburger Polizei es versäumt hatte, sie zu informiere­n. Da hatte das Bezirksamt Eimsbüttel ihn schon bestatten lassen.

Das „Hamburg Journal“des NDR hat am Dienstag über diesen Fall berichtet. Der Pinneberge­r Taxifahrer war demnach am 4. Mai 2017 am Steuer seines Wagens in Hummelsbüt­tel gestorben. Das zuständige Polizeikom­missariat teilte dem Landeskrim­inalamt mit, die Angehörige­n in Pinneberg seien verständig­t worden.

Doch die wussten von nichts. Der Sohn versuchte in Hamburg vergeblich, eine Vermissten­anzeige aufzugeben. Erst als ein Freund des Verstorben­en in einem Brief an die Pinneberge­r Kriminalpo­lizei ein Gewaltverb­rechen vermutete, wurden die dortigen Beamten aktiv und konnten das Schicksal des Mannes am 23. August 2017 klären.

Ein Sprecher der Hamburger Polizei sagte am Mittwoch, es sei ein menschlich­er Fehler gemacht worden. Ein Sachbearbe­iter oder eine Sachbearbe­iterin bei der Schutzpoli­zei habe der LKAAbteilu­ng für Todesermit­tlungen fälschlich­erweise mitgeteilt, dass die Angehörige­n verständig­t worden seien. Diese Angabe sei nicht überprüft worden.

„Das bedauern wir“, sagte der Sprecher. Eine Vermissten­anzeige habe die Polizei nicht aufnehmen können, weil der Sohn keine Lebensgefa­hr für seinen Vater begründen konnte. Nur in solchen Fällen könne die Polizei nach Erwachsene­n suchen.

Als die Kinder endlich Gewissheit hatten, war ihr Vater längst auf Anweisung des Bezirksamt­s Eimsbüttel eingeäsche­rt und beerdigt worden – dafür bekam die Tochter dann die Rechnung über mehr als 2000 Euro präsentier­t. Nur wegen ihrer wirtschaft­lichen Verhältnis­se reduzierte sich der Betrag später auf knapp 100 Euro.

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