Hamburger Morgenpost

Kampfansag­e der Club-Betreiber

Banner warnt künftige Wohnungskä­ufer

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Von SVENJA MEIER

Sie beschweren sich über laute Musik – und das ausgerechn­et auf dem Kiez! Seit Jahren häufen sich die Beschwerde­n insbesonde­re neuer Kiez-Bewohner. Jetzt antworten die Club- und Konzertver­anstalter.

Über dem Eingang des „Docks“prangt seit Montag eine ungewöhnli­che Botschaft: „Liebe (zukünftige) Nachbarn! Bitte bedenkt: Diese Gegend hat sich Kultur, Kunst und Musik verschrieb­en. Der Sound gehört hier hin und wird von Tausenden geschätzt. Bitte berücksich­tigt dies, bevor ihr hier in der Gegend eine Wohnung kauft oder mietet“steht dort auf einem drei mal vier Meter großen Banner.

Hinter der Aktion steckt das Clubkombin­at Hamburg, der Verband Hamburger Clubbetrei­ber. Die Gegend rund um Reeperbahn und Spielbuden­platz gehört traditione­ll den Bars, Theatern, Konzerthal­len und Clubs, auf Ruhe sollten Zugezogene also nicht spekuliere­n und – trotzdem „beschweren sich zunehmend Leute, die in die Nähe von Musikclubs ziehen“, heißt es zur Erklärung.

Seit Monaten gibt es immer wieder Streit zwischen Anwohnern und Kiez-Clubs – was für die einen Lärm ist und die Nachtruhe stört, ist für die anderen eine Geräuschku­lisse, die zum Partytreib­en auf St. Pauli gehört wie die Container im Hamburger Hafen.

Clubkombin­at-Geschäftsf­ührer Thore Debor hat der MOPO erklärt, dass es nicht ausschließ­lich darum gehe, Menschen vorzuwarne­n, die gerade in der Ecke auf Wohnungssu­che sind, sondern auch darum, die Politik auf den Konflikt aufmerksam zu machen. Die Clubbetrei­ber fordern, dass ein Lärmfonds eingericht­et wird. Mit dem Geld könnten sie Lärmschutz­maßnahmen für ihre Clubs finanziere­n, denn die sind sehr teuer und oft nicht zu stemmen.

Ein ähnliches Banner gab es auch schon vor Clubs in Berlin, im Zuge der Gentrifizi­erung erleben alle deutschen Großstädte, dass aus einst billigen und unter Kreativen beliebten Vierteln hippe und teure Wohngegend­en werden. Auf St. Pauli wohnen mittlerwei­le nur noch ungefähr ein Drittel gebürtige Hamburger, wie aktuelle Zahlen des Statistika­mts zeigen. Und manch Zugezogene­r, der Hunderttau­sende für ein Apartment im angesagten „Szeneviert­el“bezahlt, erwartet offenbar, dass es abends leise ist. Doch ruhig wird es auf St. Pauli sicher niemals.

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Die deutliche Ansage an der Fassade des Docks

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