Hamburger Morgenpost

Hoffmanns Sport-Verein

Er wird noch mächtiger – und will aus alten Fehlern lernen

- SIMON BRAASCH s.braasch@mopo.de

Dieser Weg war vorgezeich­net. Nachdem Bernd Hoffmann seine Macht beim HSV zementiert­e und bis Sommer 2021 Vorstands-Boss bleibt, sucht der Verein nun einen neuen Präsidente­n. Eine wegweisend­e Entscheidu­ng. Er ist da, wo er immer hinwollte. Ganz oben. Und zwar dauerhaft. Bislang übte Hoffmann das Amt des Vorstands-Bosses kommissari­sch aus. Nun erhielt er vom Aufsichtsr­at einen Dreijahres­vertrag. Noch mehr Macht für den ohnehin Mächtigen. Und hinter vorgehalte­ner Hand wird getuschelt: Wird der HSV nun zu Hoffmanns SportVerei­n?

Der Boss selbst widerspric­ht und verweist auf die Zustände, die er vor sieben Monaten vorfand. Damals zog Hoffmann als neu gewählter Präsident in den Aufsichtsr­at ein, „der mir gegenüber neutral eingestell­t war – weil er von meinem Vorgänger einbestell­t wurde. Wenn dieser Rat mir nun das Vertrauen ausspricht, freut mich das sehr“.

In der Tat wären Vorwürfe, Hoffmann sei von lauter Freunden zum VorstandsB­oss ernannt worden, deplatzier­t. Zumindest der Rats-Vorsitzend­e Max-Arnold Köttgen und Michael Krall gelten in dem SechserGre­mium als komplett neutral. Auch Ex-Profi Marcell Jansen beäugte Hoffmann lange kritisch. Umso spannender wird nun die Frage, wer Anfang 2019 neuer Präsident des HSV e.V. wird – und damit neu in den Aufsichtsr­at aufrückt.

Klar ist: Hoffmanns Präsidium um Vize Thomas Schulz und Moritz Schaefer will weitermach­en, soll nur

durch einen Präsidente­n ergänzt werden. Die Kandidaten, die den Mitglieder­n zur Wahl gestellt werden, wird der HSV-Beirat vorschlage­n, der bereits am Mittwoch mit dem Präsidium zusammensa­ß. Als mögliche Kandidatin gilt Katrin E. Sattelmair, ExAufsicht­srätin und Hoffmann nahestehen­d. Eine Lösung, die dem Boss gefallen würde. Doch einiges spricht dafür, dass der Beirat zumindest einen weiteren Kandidaten vorschlage­n wird. Dazu passt, dass nach MOPO-Informatio­nen Ralph Hartmann, der unter Hoffmanns Vorgänger Jens Meier als Vize wirkte, schon gefragt worden sein soll, ob er kandidiere­n möchte. Hartmann soll sich Bedenkzeit erbeten haben. Fiele die Wahl der Mitglieder auf ihn, würde der Rat durch einen Mann ergänzt werden, der mit Hoffmann klarkommt, ihm aber nicht zu eng verbunden ist. Vorerst sitzt Schulz interimswe­ise im Rat.

Hoffmann verfolgt die Angelegenh­eit mit Spannung und betont, welch wichtige Aufgaben auf den HSV warten. Im kommenden Jahr laufen die Verträge mit Hauptspons­or „Emirates“(zahlte bislang 7,5 Millionen Euro jährlich) und Klaus-Michael Kühne bezüglich des Stadionnam­ens (vier Millionen pro Jahr) aus. Zudem muss der HSV eine Fan-Anleihe über 17,5 Millionen Euro zurückzahl­en. „Wir haben eine Menge Hausaufgab­en zu erledigen“, erklärt Hoffmann und hebt den Zeigefinge­r: „Wir sind immer noch ein Verein im Krisenmodu­s. Es warten anspruchsv­olle Aufgaben. Da werden die Gremien gut zusammenar­beiten müssen.“

Ein klarer Hinweis Hoffmanns darauf, dass sich der HSV keinen weiteren Machtkampf erlauben sollte. Wie aber steht und stand es um seine eigenen Absichten? Die Vorwürfe, er habe sich von Anfang an durch die Hintertür an die Spitze des Klubs mogeln wollen, nimmt er wahr und gibt zumindest zu: „Ich wollte vom ersten Tag an Einfluss ausüben, daraus habe ich nie einen Hehl gemacht. Die einzige Möglichkei­t, das zu tun und Dinge beim HSV auf links zu drehen, war die Präsidents­chaft.“

Er hat es geschafft. Mit viel Geschick, einigen Winkelzüge­n und manch guter Entscheidu­ng in den letzten Monaten. Der Rat belohnte diese Arbeit nun. Jetzt liegt es an Hoffmann, zu zeigen, was er aus dem Ende seiner ersten Zeit als Vorstands-Boss (2002 bis 2011) gelernt hat. „Ich hatte ja ausreichen­d Zeit dafür, sieben Jahre am Stück“, erklärt er und formuliert auch einen Wunsch an sich selbst: „Ich hoffe, dass wir sehr stark im Team arbeiten.“Auch daran wird sich Bernd Hoffmann messen lassen müssen.

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