Hoffmanns Sport-Verein
Er wird noch mächtiger – und will aus alten Fehlern lernen
Dieser Weg war vorgezeichnet. Nachdem Bernd Hoffmann seine Macht beim HSV zementierte und bis Sommer 2021 Vorstands-Boss bleibt, sucht der Verein nun einen neuen Präsidenten. Eine wegweisende Entscheidung. Er ist da, wo er immer hinwollte. Ganz oben. Und zwar dauerhaft. Bislang übte Hoffmann das Amt des Vorstands-Bosses kommissarisch aus. Nun erhielt er vom Aufsichtsrat einen Dreijahresvertrag. Noch mehr Macht für den ohnehin Mächtigen. Und hinter vorgehaltener Hand wird getuschelt: Wird der HSV nun zu Hoffmanns SportVerein?
Der Boss selbst widerspricht und verweist auf die Zustände, die er vor sieben Monaten vorfand. Damals zog Hoffmann als neu gewählter Präsident in den Aufsichtsrat ein, „der mir gegenüber neutral eingestellt war – weil er von meinem Vorgänger einbestellt wurde. Wenn dieser Rat mir nun das Vertrauen ausspricht, freut mich das sehr“.
In der Tat wären Vorwürfe, Hoffmann sei von lauter Freunden zum VorstandsBoss ernannt worden, deplatziert. Zumindest der Rats-Vorsitzende Max-Arnold Köttgen und Michael Krall gelten in dem SechserGremium als komplett neutral. Auch Ex-Profi Marcell Jansen beäugte Hoffmann lange kritisch. Umso spannender wird nun die Frage, wer Anfang 2019 neuer Präsident des HSV e.V. wird – und damit neu in den Aufsichtsrat aufrückt.
Klar ist: Hoffmanns Präsidium um Vize Thomas Schulz und Moritz Schaefer will weitermachen, soll nur
durch einen Präsidenten ergänzt werden. Die Kandidaten, die den Mitgliedern zur Wahl gestellt werden, wird der HSV-Beirat vorschlagen, der bereits am Mittwoch mit dem Präsidium zusammensaß. Als mögliche Kandidatin gilt Katrin E. Sattelmair, ExAufsichtsrätin und Hoffmann nahestehend. Eine Lösung, die dem Boss gefallen würde. Doch einiges spricht dafür, dass der Beirat zumindest einen weiteren Kandidaten vorschlagen wird. Dazu passt, dass nach MOPO-Informationen Ralph Hartmann, der unter Hoffmanns Vorgänger Jens Meier als Vize wirkte, schon gefragt worden sein soll, ob er kandidieren möchte. Hartmann soll sich Bedenkzeit erbeten haben. Fiele die Wahl der Mitglieder auf ihn, würde der Rat durch einen Mann ergänzt werden, der mit Hoffmann klarkommt, ihm aber nicht zu eng verbunden ist. Vorerst sitzt Schulz interimsweise im Rat.
Hoffmann verfolgt die Angelegenheit mit Spannung und betont, welch wichtige Aufgaben auf den HSV warten. Im kommenden Jahr laufen die Verträge mit Hauptsponsor „Emirates“(zahlte bislang 7,5 Millionen Euro jährlich) und Klaus-Michael Kühne bezüglich des Stadionnamens (vier Millionen pro Jahr) aus. Zudem muss der HSV eine Fan-Anleihe über 17,5 Millionen Euro zurückzahlen. „Wir haben eine Menge Hausaufgaben zu erledigen“, erklärt Hoffmann und hebt den Zeigefinger: „Wir sind immer noch ein Verein im Krisenmodus. Es warten anspruchsvolle Aufgaben. Da werden die Gremien gut zusammenarbeiten müssen.“
Ein klarer Hinweis Hoffmanns darauf, dass sich der HSV keinen weiteren Machtkampf erlauben sollte. Wie aber steht und stand es um seine eigenen Absichten? Die Vorwürfe, er habe sich von Anfang an durch die Hintertür an die Spitze des Klubs mogeln wollen, nimmt er wahr und gibt zumindest zu: „Ich wollte vom ersten Tag an Einfluss ausüben, daraus habe ich nie einen Hehl gemacht. Die einzige Möglichkeit, das zu tun und Dinge beim HSV auf links zu drehen, war die Präsidentschaft.“
Er hat es geschafft. Mit viel Geschick, einigen Winkelzügen und manch guter Entscheidung in den letzten Monaten. Der Rat belohnte diese Arbeit nun. Jetzt liegt es an Hoffmann, zu zeigen, was er aus dem Ende seiner ersten Zeit als Vorstands-Boss (2002 bis 2011) gelernt hat. „Ich hatte ja ausreichend Zeit dafür, sieben Jahre am Stück“, erklärt er und formuliert auch einen Wunsch an sich selbst: „Ich hoffe, dass wir sehr stark im Team arbeiten.“Auch daran wird sich Bernd Hoffmann messen lassen müssen.