Schicksalsspiel der Schießbuden
Kiezklub muss im Duell der defensivschwächsten Teams die Wende schaffen
Die Zeichen sind eindeutig. Beim FC St. Pauli herrscht Krisenstimmung. Erschreckend früh in der Saison läuten die Alarmglocken, sind Appelle und Aussprachen nötig. Nach vier Pflichtspielniederlagen in Serie und einer dramatischen Gegentorflut stehen die Kiezkicker beim Krisen-Gipfel in Ingolstadt mächtig unter Druck.
Es ist ein Schicksalsspiel. Kriegt der Kiezklub heute noch mal die Kurve? Oder geht es wie in den vergangenen Jahren runter in den Keller? Kann die Mannschaft endlich die eklatante Defensivschwäche abstellen? Und wie viele Niederlagen kann sich Trainer Markus Kauczinski noch leisten?
Im schmucklosen AudiSportpark treffen die beiden Schießbuden der Liga aufeinander. Mit 13 Gegentoren in fünf Spielen führt St. Pauli diese unrühmliche Wertung an, dicht gefolgt von den „Schanzern“, die bereits zwölf Buden kassiert haben und sich Platz zwei mit der jüngsten 0:6-Klatsche in Bochum verdient haben. Auch Kauczinskis Kollege Stefan Leitl braucht dringend einen Befreiungsschlag.
„Beide Mannschaften haben in letzter Zeit sehr viel Frust dabei gehabt“, weiß der Coach der Hamburger um die Gemütslage. Der letzte Sieg der St. Paulianer liegt schon sechs Wochen zurück. Das Selbstbewusstsein der Spieler ist merklich angeschlagen.
Es gibt Redebedarf. Am Dienstag hatte Trainer Markus Kauczinski vor dem Training ein Gespräch mit den Führungsspielern Johannes Flum, Marvin Knoll und Christopher Buchtmann geführt (MOPO berichtete), zeitgleich saßen Torwarttrainer Mathias Hain und Keeper Robin Himmelmann zusammen, der in den vergangenen vier Pflichtspielen 15 Mal den Ball aus dem Netz hatte holen müssen. Auf dem Trainingsplatz schwor Kauczinski dann noch mal die gesamte Mannschaft ein. Maßnahmen, die fruchten müssen.
Er fahre mit einem guten Gefühl nach Ingolstadt, so Kauczinski. Dort war er im November 2016 nach zehn sieglosen Spielen in Serie entlassen worden. An die letzte Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte hat er aber gute Erinnerungen. Am 17. Februar dieses Jahres siegten die damals abstiegsbedrohten Kiezkicker dort mit 1:0. Ein gutes Omen? St. Pauli kann momentan wirklich alles gebrauchen, was irgendwie Mut macht.