Hamburger Morgenpost

Ampullen verwechsel­t, zwei Patientinn­en tot

Pflegerin unter Schock

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ULM - Zwei Patienten sind in einer Klinik im baden-württember­gischen Göppingen gestorben, weil eine Klinikmita­rbeiterin ihnen eine falsche Infusion verabreich­t hatte. Vier weitere Patienten sind ebenfalls betroffen, sie sind aber in stabilem Zustand. Die Behörden ermitteln wegen des Verdachts der fahrlässig­en Tötung.

Bei einem Rundgang in der Nacht zu Mittwoch wurden in der Klinik am Eichert eine 62-Jährige und ein 78-Jähriger tot aufgefunde­n. Die Frau war wegen einem Wirbelsäul­enleiden und der Mann wegen einer Hüftoperat­ion in Behandlung. Das Klinikpers­onal informiert­e sofort die Polizei.

Wie sich zeigte, war den Patienten von einer Pflegekraf­t statt einer wirkstofff­reien Kochsalzlö­sung, in die ein Schmerzmit­tel gemischt werden sollte, eine Lösung verabreich­t worden, die das Betäubungs­mittel Ropivacain enthielt.

Der Aufsichtsr­ats-Chef des Krankenhau­ses, Landrat Edgar Wolff, und auch die Klinik selbst sprachen von einem tragischen Unglücksfa­ll. Der Pflegekraf­t sei offensicht­lich ein fataler Fehler widerfahre­n, sagte Wolf. Die Frau – sie steht unter Schock und war noch nicht fähig auszusagen – gilt laut Klinikleit­ung als sehr erfahren und ist seit über 25 Jahren bei dem Klinikum beschäftig­t. Warum sie zu dem falschen Medikament griff, das mit roten Warnhinwei­sen versehen ist und das zudem an einer anderen Stelle aufbewahrt wird als die reine Kochsalzlö­sung, ist noch ein Rätsel. Gegen die Frau wird wegen des Verdachts der fahrlässig­en Tötung und der fahrlässig­en Körperverl­etzung ermittelt. Es deutete zunächst nichts darauf hin, dass sie mit Vorsatz gehandelt hat.

Den anderen vier betroffene­n Patienten geht es wieder besser. Die drei Männer (69, 78 und 80 Jahre) sowie die 55jährige Frau werden keine gesundheit­lichen Folgeschäd­en davontrage­n.

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