Wieder so’n dickes Ding am Hafen (max. 5 Sterne)
Sternekoch Kirill Kinfelt hat nahe der Elphi sein zweites Restaurant eröffnet
Eine Zeit lang schien die HafenCity so etwas wie Hamburgs ureigene Westernkulisse zu sein. Einige behaupten sogar, sie hätten vertrocknete Büsche durch die verlassenen Straße wehen sehen. Nun, diese Prärie-Ära ist Geschichte – zumindest aus gastronomischer Sicht. Ein Restaurant nach dem anderen ploppt auf. Jetzt hat sich ein Sternekoch dort niedergelassen.
Gleich um die Ecke der Elbphilharmonie eröffnete Kirill Kinfelt Mitte des Monats sein neues Restaurant. Das „Kinfelts“ist das zweite nach seinem preisgekrönten „Trüffelschwein“(Winterhude) – und will, so der Untertitel, „Kitchen & Wine“bieten. Für Letzteres hat sich der Koch mit Sommelier Maximilian Wilm zusammengetan. Der ist es auch, der uns zum Start das „Dicke Ding“von der sehr umfassenden Karte empfiehlt: einen Alvarinho Vinho Verde aus der 3-Liter-Flasche (8 Euro/0,15 l), der – leicht und fruchtig – perfekt zu diesem wohl letzten warmen Spätsommerabend passt. Apropos: Neben den rund 60 Plätzen im edlen, aber sehr gemütlichen Gastraum gibt’s eine Terrasse am Traditionsschiffhafen.
Wir starten mit Sylter Austern (Stück 3 Euro), die ganz klassisch mit dem feineren Bruder der Butterstulle serviert werden (tadellos!) und gehen über zum Caesar’s Salad (14,50 Euro), der hier natürlich nicht mit (oft trockenem) Huhn zubereitet wird, nein! Hier liegt ein Mehrerlei von der Wachtel auf dem Teller, in Form von Brust, Schnitzelchen und Spiegelei, serviert mit knackigem Römersalat und Parmesan. Das Gericht wird vielleicht nicht neu erfunden, kriegt aber ordentlich Geschmack mit. Der gute erste Eindruck setzt sich beim Hauptgericht fort, Seeteufel an Buttersauce mit einer Schicht Blutwurst obenauf (29,50 Euro). Das ist grob und fein zugleich, statt der rheinischen Spezialität „Himmel un Ääd“aus Blutwurst und Kartoffeln eher so etwas wie Himmel und Meer. Und sehr, sehr gut.
Unsere „Hmmm“-Laute übertönen sich, denn auch die geschmorte Rinderschulter mit Serviettenknödel, Karotten und deren Mus (28 Euro) ist himmlisch. Das Fleisch zerfällt bei der leichtesten Berührung, die Jus ist kräftig, aber kein Kraftmeier, die Möhren bringen Frische. Der empfohlene Spätburgunder (9 Euro) begleitet uns noch bis zum Dessert, das wir uns tatsächlich teilen müssen, so gesättigt sind wir. Es gibt Mousse und Sorbet von roten Beeren, dazu eingelegte Pflaumen (8,50 Euro). Nicht überkandidelt und sehr sympathisch. Und das gilt nicht nur für den Nachtisch.
➤ „Kinfelts“: Am Kaiserkai 56 (HafenCity), Di-Fr 12-15 Uhr und ab 17 Uhr, Sa/So ab 12 Uhr, 300 68 369 Zubereitung Service Weinkarte Atmosphäre Preis/Leistung Gesamtbewertung %%%%% %%%% %%%%% %%%% %%%% %%%% % % % %