Hamburger Morgenpost

Wieder so’n dickes Ding am Hafen (max. 5 Sterne)

Sternekoch Kirill Kinfelt hat nahe der Elphi sein zweites Restaurant eröffnet

- NADINE RINKE n.rinke@mopo.de

Eine Zeit lang schien die HafenCity so etwas wie Hamburgs ureigene Westernkul­isse zu sein. Einige behaupten sogar, sie hätten vertrockne­te Büsche durch die verlassene­n Straße wehen sehen. Nun, diese Prärie-Ära ist Geschichte – zumindest aus gastronomi­scher Sicht. Ein Restaurant nach dem anderen ploppt auf. Jetzt hat sich ein Sternekoch dort niedergela­ssen.

Gleich um die Ecke der Elbphilhar­monie eröffnete Kirill Kinfelt Mitte des Monats sein neues Restaurant. Das „Kinfelts“ist das zweite nach seinem preisgekrö­nten „Trüffelsch­wein“(Winterhude) – und will, so der Untertitel, „Kitchen & Wine“bieten. Für Letzteres hat sich der Koch mit Sommelier Maximilian Wilm zusammenge­tan. Der ist es auch, der uns zum Start das „Dicke Ding“von der sehr umfassende­n Karte empfiehlt: einen Alvarinho Vinho Verde aus der 3-Liter-Flasche (8 Euro/0,15 l), der – leicht und fruchtig – perfekt zu diesem wohl letzten warmen Spätsommer­abend passt. Apropos: Neben den rund 60 Plätzen im edlen, aber sehr gemütliche­n Gastraum gibt’s eine Terrasse am Traditions­schiffhafe­n.

Wir starten mit Sylter Austern (Stück 3 Euro), die ganz klassisch mit dem feineren Bruder der Butterstul­le serviert werden (tadellos!) und gehen über zum Caesar’s Salad (14,50 Euro), der hier natürlich nicht mit (oft trockenem) Huhn zubereitet wird, nein! Hier liegt ein Mehrerlei von der Wachtel auf dem Teller, in Form von Brust, Schnitzelc­hen und Spiegelei, serviert mit knackigem Römersalat und Parmesan. Das Gericht wird vielleicht nicht neu erfunden, kriegt aber ordentlich Geschmack mit. Der gute erste Eindruck setzt sich beim Hauptgeric­ht fort, Seeteufel an Buttersauc­e mit einer Schicht Blutwurst obenauf (29,50 Euro). Das ist grob und fein zugleich, statt der rheinische­n Spezialitä­t „Himmel un Ääd“aus Blutwurst und Kartoffeln eher so etwas wie Himmel und Meer. Und sehr, sehr gut.

Unsere „Hmmm“-Laute übertönen sich, denn auch die geschmorte Rinderschu­lter mit Servietten­knödel, Karotten und deren Mus (28 Euro) ist himmlisch. Das Fleisch zerfällt bei der leichteste­n Berührung, die Jus ist kräftig, aber kein Kraftmeier, die Möhren bringen Frische. Der empfohlene Spätburgun­der (9 Euro) begleitet uns noch bis zum Dessert, das wir uns tatsächlic­h teilen müssen, so gesättigt sind wir. Es gibt Mousse und Sorbet von roten Beeren, dazu eingelegte Pflaumen (8,50 Euro). Nicht überkandid­elt und sehr sympathisc­h. Und das gilt nicht nur für den Nachtisch.

➤ „Kinfelts“: Am Kaiserkai 56 (HafenCity), Di-Fr 12-15 Uhr und ab 17 Uhr, Sa/So ab 12 Uhr, 300 68 369 Zubereitun­g Service Weinkarte Atmosphäre Preis/Leistung Gesamtbewe­rtung %%%%% %%%% %%%%% %%%% %%%% %%%% % % % %

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Mittags im „Kinfelts“:Das Team um Sommelier Maximilian Wilm bereitet sich auf die hungrigen Gäste vor.
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