Alfred Biolek „Den Tod sehe ich ganz entspannt“
Der 84-Jährige über sein Leben, die Homo-Ehe und Flüchtlinge
„Boulevard Bio“, „Alfredissimo“, „Kölner Treff“hießen die Erfindungen von Unterhaltungskünstler, Talkmaster und TV-Produzent Alfred Biolek, nebenbei Jurist und Buchautor. Seit acht Jahren war Bio nicht mehr live im Fernsehen, unzählige InterviewAnfragen lehnte er ab. Für die MOPO nahm sich der 84-Jährige das Kostbarste, was er hat: Zeit.
MOPO: Beschäftigen Sie sich mit dem Tod?
Alfred Biolek: Wenn ich über meinen Tod spreche, reagieren viele Menschen so erschrocken. So, als ob sie Mitglied eines Vereins wären, in dem man nicht stirbt. In dem man ewig lebt. Was machen die Leute für ein Theater darum? Die sagen: „Oh Gott, Sie sprechen vom Tod!“Dann sage ich: „Na, werden Sie nicht sterben?“Die Leute verdrängen den Tod, aber ich akzeptiere ihn. Den Tod sehe ich ganz entspannt. Wann immer er kommt. Wenn er morgen kommt, kommt er morgen ...
Wie sieht ein glücklicher Tag bei Ihnen aus?
Ich schlafe gerne aus, so bis 9 Uhr. Dann mache ich mir Frühstück und lese dabei gerne Zeitung. Wenn sie noch niemand vor die Tür gelegt hat, laufe ich im Bademantel runter und hole sie aus dem Briefkasten. Nach dem Frühstück lege ich mich gerne auf meine Terrasse und schlafe noch mal eine halbe Stunde. Mittags kommt oft Besuch vorbei oder ich gehe raus zum Essen und zum Spaziergang in den Stadtgarten oder in ein Café. Alles ganz entspannt. Allein bin ich nie. Mein Sohn ist bei mir oder viele Freunde sind da, mit denen wir abends kochen.
Das Thema Migration steht im Mittelpunkt vieler Debatten. Sie selber wurden im Zweiten Weltkrieg von der sowjetischen Armee aus der Tschechoslowakei vertrieben, flohen mit der Familie in einem Kuh-Transporter. Wie stehen Sie zum Thema Flüchtlinge?
Ich wünsche den Flüchtlingen nur, dass sie mit dieser Situation so umgehen, wie ich damals mit der Situation umgegangen bin. Nämlich entspannt. Das heißt Vertrauen, sich auf etwas einlassen und sein Glück suchen. Und einfach zu sagen: Ja gut, jetzt ist es so. Jetzt sind wir woanders. Das muss ich erleben und so muss ich jetzt leben. Das muss ich akzeptieren. Ich muss mich an die Verhältnisse anpassen. Ich muss von anderen Menschen lernen. Das ist das Entscheidende. Auch wenn es im Einzelfall sehr schwer ist.
Eine Veränderung gab es bei der Akzeptanz von schwul-lesbischen Lebensgemeinschaften. Wäre die Homo-Ehe was für Sie gewesen?
Natürlich. Heutzutage ist das ja alles ganz normal und natürlich, und das ist gut so. Zu meiner Zeit damals war das ja alles ganz anders, da war so etwas verboten. Deswegen konnte ich auch so nicht offiziell leben. Ich wünschte, es wäre damals schon erlaubt gewesen, dass homosexuelle Paare hätten heiraten dürfen. Wer weiß, wie ich dann gelebt hätte ...
2010 hatten Sie einen schweren Treppensturz mit Koma und Gedächtnisverlust. Haben Sie alles
Mein Sohn Scott hat mir damals aus meiner Biografie vorgelesen. So fand ich nach und nach mein Gedächtnis wieder. Bis vor einem Jahr hatte ich noch einen Physiotherapeuten. Da war ich jede Woche zwei Mal. Jetzt nicht mehr. Ich halte mich so fit. Ich gehe einfach ein bisschen. Es geht mir so gut, ich muss jetzt nicht noch speziell ein Training machen. Ich fühle mich wohl.
Wäre ein Lebensabend im Altenheim eine Alternative?
Nein. Wenn mich natürlich irgendwann jemand in ein Seniorenheim schickt und ich kann mich nicht wehren, dann muss ich das akzeptieren. Aber noch sieht es nicht so aus, als ob das passieren würde. Ich glaube auch, wenn man 84 Jahre alt ist, lebt man Richtung Ende.
Sind Sie eigentlich ein „Silver Surfer“, also ein Senior, der gerne mal ins Internet geht?
Nein. Ich habe kein Internet. Ich surfe nicht. Natürlich haben wir einen Internet-Anschluss. Aber Smartphones oder Tablets – das ist nichts mehr für mich.