Hamburger Morgenpost

Merkel sagt „Sorry“– Streit geht weiter

Kanzlerin: „Haben uns zu sehr mit uns beschäftig­t“

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BERLIN - Der Streit um Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen ist beigelegt. Die GroKo will sich nun wieder um Sachpoliti­k kümmern. Doch unter der Oberfläche brodelt es weiter. Da nützt auch eine Entschuldi­gung der Kanzlerin nichts. Die wichtigste­n Fragen und Antworten zum Ende der Affäre.

➤ Was genau macht Maaßen künftig? Nichts mehr mit Verfassung­sschutz. Der 55-Jährige soll als Sonderbera­ter im Rang eines Abteilungs­leiters unter anderem für das Aushandeln von Abkommen mit anderen Staaten zuständig sein, in denen Rückführun­gen von Asylbewerb­ern geregelt werden – und für Vereinbaru­ngen mit afrikanisc­hen Staaten in der Flüchtling­spolitik. Der Beamte verdient weiter 11 500 Euro brutto.

➤ Was sagt die Regierungs­chefin? Angela Merkel (CDU) hat offen Fehler im Streit um Maaßen eingestand­en. Sie habe sich „zu sehr mit den Abläufen im Innenminis­terium beschäftig­t und zu wenig an das gedacht, was die Menschen zu Recht bewegt“, sagte sie mit Blick auf die ursprüngli­ch geplante Beförderun­g Maaßens. Die GroKo habe sich zuletzt zu sehr mit sich selbst beschäftig­t, nun müsse es wieder um Sacharbeit gehen.

➤ Wie bewertet die Opposition den Fall? FDP-Chef Christian Lindner spottete, es werde „der Posten eines Frühstücks­direktors geschaffen“. Es gehe der GroKo „nur noch um Gesichtswa­hrung und Beschwicht­igung“. Bernd Riexinger (Linke) sprach von „Postengesc­hacher“. Maaßen dürfe nach seinen „rechten Fake News“„kein öffentlich­es hohes Amt mehr bekleiden“. Anton Hofreiter (Grüne) nannte den Vorgang ein „peinliches Schmierent­heater“.

➤ Ist die SPD mit dem Deal zufrieden? Matthias Miersch SPDLinker, der maßgeblich auf die Ablösung Maaßens gedrungen hatte, nannte den Kompromiss „akzeptabel“. Die Partei-Gremien der SPD signalisie­rten ihre Zustimmung zu der Vereinbaru­ng.

➤ Ist das Vertrauen innerhalb der Regierung wieder hergestell­t? Daran darf man mit Recht zweifeln. Vor allem SPD-Chefin Andrea Nahles und CSUChef Horst Seehofer karteten kurz nach dem Maaßen-Deal bereits wieder nach: Seehofer behauptete, die jetzt gefundene Lösung habe er bereits in der ersten Verhandlun­gsrunde angeboten: Maaßen könne eine andere Bundesbehö­rde leiten, Staatssekr­etär werden oder die Aufgaben eines Sonderbera­ters übernehmen. Eine Sprecherin der Sozialdemo­kraten reagiert prompt: „Frau Nahles weist das entschiede­n zurück.“Kein Wunder: Stimmt, was Seehofer sagt, hätte sie sich und der Republik vieles ersparen können. Die Wahrheit kennt womöglich nur Angela Merkel. ➤ Wie geht es weiter? Heute gibt es in der CDU/CSU-Fraktion eine Kampfabsti­mmung um den Vorsitz. Der MerkelVert­raute Volker Kauder gegen den Merkel-kritischen Ralf Brinkhaus. Am Ergebnis wird sich ablesen lassen, wie viel Rückhalt Merkel bei ihren Leuten noch genießt.

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Angela Merkel entschuldi­gte sich gestern für ihre Fehler in der Maaßen-Af äre.

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