Hamburger Morgenpost

Mann zündet BehördenMi­tarbeiter an

Bei Abholung zur Zwangseinw­eisung: 50-Jähriger getötet, zwei Schwerverl­etzte

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Von MAX WEINHOLD UND MARIUS ROEER

Um 11.06 Uhr wurde aus einer Zwangseinw­eisung ein Drama, das nur schwer zu fassen ist. Ein 50 Jahre alter Mitarbeite­r des Bezirksamt­es Altona ist tot, sein Kollege lebensgefä­hrlich verletzt in einer Spezialkli­nik – so wie derjenige, der für all das Grauen verantwort­lich sein soll: ein 28-Jähriger, den die späteren Opfer eigentlich in die geschlosse­ne Psychiatri­e bringen sollten. Zunächst erschien der Vorfall an der Weusthoffs­traße wie ein normaler Wohnungsbr­and. Flammen schlugen aus den Fenstern im dritten Stockwerk des weißen Mehrfamili­enhauses. Doch zuvor, so schilderte­n Nachbarn später, habe es urplötzlic­h laut geknallt. Schnell wurde klar: Der Brand wurde absichtlic­h gelegt, um Menschen in eine Feuer-Falle zu locken.

Zwanzig Meter entfernt von der Leiche eines Mannes, die eingehüllt in eine Wolldecke auf der Grünfläche vor dem Haus lag, trat PolizeiSpr­echer Timo Zill vor die Presse und verkündete die schockiere­nde Nachricht: „Um 11.06 Uhr haben zwei Mitarbeite­r des Zuführdien­stes des Bezirksamt­es Altona mit einem Betreuer die Wohnung eines 28-Jährigen aufgesucht. Hintergrun­d war, einen richterlic­hen Beschluss zu vollstreck­en. Dieser Beschluss sah vor, dass der 28Jährige zwangseing­ewiesen werden sollte. Man hat die Wohnung betreten, der 28Jährige hat dann sofort eine brennbare Flüssigkei­t in Richtung der drei Personen geworfen oder gespritzt, dann hat es eine Verpuffung gegeben.“

Sofort breitete sich das Feuer in der 2,5-ZimmerWohn­ung des 28-Jährigen aus, der dort mit seinem Vater leben soll. Die Flammen griffen auf eine darüberlie­gende Wohnung über, Feuerwehr-Sprecher Torsten Wesselly sprach vor Ort von einem „dramatisch­en Szenario“. Zwei Männer waren im dritten Stock vom Balkon gesprungen, einer brennend durch das Treppenhau­s geflohen. Kurz darauf war der 50-Jährige tot. Die beiden Männer, die meterweit in die Tiefe gestürzt sind – es waren der zweite Mitarbeite­r des Bezirksamt­es und wohl der 28-Jährige selbst –, wurden mit Helikopter­n in Krankenhäu­ser geflogen. Der Betreuer des psychisch kranken jungen Mannes erlitt nur leichte Verletzung­en. Insgesamt waren die Retter mit 59 Einsatzkrä­ften vor Ort.

Die Bestürzung über die

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Polizisten vor der Leiche des 50-Jährigen auf einer Wiese vor dem Haus Einsatzkrä­fte der Feuerwehr und Rettungssa­nitäter kümmern sich um die lebensgefä­hrlich Verletzten.

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