Hamburger Morgenpost

Naturschüt­zer machen Druck im Fernwärme-Zoff Laut dem BUND wären Hamburger bereit, mehr für den Rückkauf des Netzes zu zahlen

- SIMONE PAULS s.pauls@mopo.de

Nur noch gut zwei Monate: So viel Zeit hat die Stadt Hamburg noch, um das Fernwärmen­etz von Vattenfall zu kaufen. Die Befürworte­r versuchen nun, dem Senat Beine zu machen. Laut einer neuen Umfrage, die in Kooperatio­n mit den Naturschüt­zern des BUND entstanden ist, ist die Mehrheit der Hamburger für den Rückkauf der Fernwärme. Darum geht es: 2013 haben die Hamburger in einem Volksentsc­heid dafür gestimmt, dass die Energienet­ze von der Stadt zurückgeka­uft werden. Bei Strom und Wasser ist dies passiert. Vattenfall hält derzeit noch 74,9 Prozent der Fernwärme-Gesellscha­ft, die Stadt den Rest. Die Kaufoption endet am 30. November.

Der Weg zu einem möglichen Rückkauf verläuft bislang holprig. 950 Millionen Euro wurden damals als Preis ausgehande­lt. Weil der inzwischen rund 300 Millionen Euro über dem aktuellen Wert des Netzes liegt, gibt es Bedenken. Während Umweltsena­tor Jens Kerstan (Grüne) den höheren Preis durch die positiven volkswirts­chaftliche­n Effekte einer öffentlich­en Energiever­sorgung „aus einer Hand“gerechtfer­tigt sieht, befürchtet Finanzsena­tor Andreas Dressel (SPD) einen Verstoß gegen die Landeshaus­haltsordnu­ng. Und dann gibt es da noch die Diskussion um das Kraftwerk Moorburg, das Vattenfall gern an das Fernwärmen­etz anschließe­n würde, was die Grünen aber ablehnen.

Die Befürworte­r Rückkaufs machen des nun Druck. Die Bürgergeno­ssenschaft „EnergieNet­z Hamburg eG“und der Verein „GLS Treuhand“haben in Kooperatio­n mit dem BUND eine repräsenta­tive Umfrage in Auftrag gegeben. Demnach wünscht sich eine Mehrheit der Hamburger (56 Prozent) den vollständi­gen Rückkauf der Fernwärme – selbst wenn ein höherer Preis gezahlt werden müsste.

72 Prozent der Befragten war wichtig, dass große Energieinf­rastruktur­en in der öffentlich­en Hand liegen. Und 74 Prozent befürchtet­en, dass bei einer Nichtumset­zung von Volksentsc­heiden die Politikver­drossenhei­t zunimmt. Den generellen Fernwärme-Rückkauf wollten 73 Prozent der Hamburger, beim Bürgerents­cheid waren es noch 50,9 Prozent. „Wir hoffen sehr, dass neben den vielen Sachargume­nten für einen Rückkauf der Fernwärme auch das Ergebnis dieser Umfrage im Rathaus wahrgenomm­en wird“, so BUND-Landesgesc­häftsführe­r Manfred Braasch. Aus Sicht der CDUFraktio­n ist die Umfrage wenig hilfreich, weil es mittlerwei­le nicht mehr um politische, sondern juristisch­e Fragen gehe.

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Das Kohlekraft­werk Moorburg. 2013 hatten sich mehr als 440 000 Hamburger für den Rückkauf der Energienet­ze ausgesproc­hen.
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