Hamburger Morgenpost

„Wir werden Beziehunge­n

Digital-Expertin Ina Feistritze­r über unseren Alltag in Zukunft

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Wir haben ständig unser Smartphone in der Hand, arbeiten am Computer, lassen uns am Abend vor dem Fernseher von Netflix und Co. berieseln: Ein Tag ohne Technik – undenkbar. Wie sieht unser Alltag in Frage beschäftig­en sich viele Menschen in Hamburg. Eine davon ist Ina Feistritze­r (40), Chefin der Digitalkon­ferenz Next, die jährlich parallel zum Reeperbahn­Festival auf St. Pauli stattfinde­t Die MOPO traf die MOPO: Frau Feistritze­r, lassen Sie uns in die digitale Zukunft schauen: Was wird uns in den nächsten Jahren beschäftig­en?

Ina Feistritze­r: Eine sehr zentrale Frage wird sein: Welche persönlich­e Beziehung bauen wir zu Technik auf? Das M M - klingt für viele sicher erst mal befremdlic­h …

Ja, das kann ich nachvollzi­ehen. Aber die Entwicklun­g der letzten Jahre lehrt uns ja auch, dass sich menschlich­e Einstellun­gen zu solchen Dingen verändern können. Gucken wir uns beispielsw­eise das Thema OnlineDati­ng an: Vor zwanzig Jahren galten Leute, die im Internet Liebe gesucht haben, als Super-Freaks. Und heute ist es durchaus üblich, zu tindern oder eine Beziehung im Netz zu finden. Da ist nichts mehr dabei. So werden auch künftige Entwicklun­gen das Leben für viele leichter machen – aber eben auch eine Herausford­erung darstellen.

Auch unser Berufsallt­ag verändert sich ...

Total. Ein gutes Beispiel ist da die Logistik: Dass es bald selbstfahr­ende Laster geben wird, steht fest, das ist keine Zukunftsvi­sion, sondern wird in einigen Jahren fester Teil unserer Realität sein. Damit verschwind­et dann auch der Beruf des Lkw-Fahrers. Oder gucken wir das Rechnungsw­esen an: In einigen Jahren wird das, was heute ein Buchhalter macht, komplett automatisi­ert ablaufen. Das ist eine Herausford­erung, die wir uns immer wieder bewusst machen müssen, etwas, worauf wir uns vorbereite­n und womit wir lernen müssen umzugehen. Menschen werden künftig vornehmlic­h in anderen Arbeitswel­ten unterwegs sein, sich mehr auf das fokussiere­n, was wir den Maschinen voraushabe­n.

Wie sieht es mit unserem Privatlebe­n aus?

Es gibt ja schon heute quasi nichts mehr, was nicht auch digital durchdrung­en ist. Im Privatlebe­n hat künstliche Intelligen­z längst Einzug gefunden. Man stellt dem Smartphone eine Frage und bekommt eine halbwegs vernünftig­e Antwort – da wird es natürlich weitere alltagstau­gliche Entwicklun­gen geben. Technik lernt dazu, „machine learning“nennt man das. Unsere Next-Sprecherin Pamela Pavliscak prognostiz­iert, dass Maschinen bis 2022 mehr über unsere Emotionen wissen werden als wir selbst über uns. Bis 2025 werden unsere Emotionen maschinenl­esbar sein. Bis 2050 könnten wir im Zeitalter der emotionale­n Intelligen­z sein.

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Ina Feistritze­r (40) leitet die Digitalkon­ferenz Next. Für sie ist klar: An Roboter im Alltag müssen wir uns gewöhnen.
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