Merkel-Vertrauter Kauder als Unions-Fraktionschef gestürzt
Sensationelle Pleite gegen Herausforderer Brinkhaus. Kanzlerin räumt Niederlage ein
BERLIN - Der nächste heftige Nackenschlag für die Kanzlerin und die GroKo! Angela Merkels Vertrauter Volker Kauder (69) unterliegt sensationell seinem Herausforderer Ralph Brinkhaus bei den Wahlen um den Fraktionsvorsitz bei der Union.
Schon im Vorfeld hatte es Spekulationen gegeben, dass Brinkhaus (50) einen Achtungserfolg erzielen könnte. Dann die Sensationspleite für Kauder und Merkel: Der Herausforderer gewinnt die Kampfabstimmung mit 125 zu 112 Stimmen gegen den Platzhirsch, der 13 Jahre treu an der Seite der Kanzlerin stand und die Fraktion zusammenhielt. Daher ist Kauders Pleite auch eine Klatsche für Angela Merkel.
Eine sichtlich mitgenommene Kanzlerin räumte ihre Niederlage denn auch ein. Sie habe Kauder unterstützt. Das sei „eine Stunde der Demokratie“, in der es auch Niederlagen gebe. Daran sei „nichts zu beschönigen“, sagte sie.
Der Sieger: Ralph Brinkhaus (CDU). Der bisherige Fraktionsvize betonte zwar, kein Merkel-Gegner zu sein: „Ich kandidiere für neuen Schwung in der Fraktion, nicht gegen die Kanzlerin.“Klar ist aber auch: Der 50Jährige gehört zu denen, die eine deutliche Kurskorrektur und mehr Einmischung der Fraktion in die Regierungspolitik wollen.
Schon im vorigen Jahr nach der enttäuschenden Bundestagswahl hatte Kauder schlecht abgeschnitten und nur 77 Prozent der Stimmen erhalten. In den Jahren zuvor hatte er immer deutlich über 90 Prozent bekommen. Gerade von der Merkel-kritischen CSU-Gruppe wurde ein Denkzettel für Kauder und die Kanzlerin erwartet.
Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hatte sich ebenso wie CSU-Chef Horst Seehofer für Kauder ausgesprochen: Man habe immer vertrauensvoll zusammengearbeitet.