Der Realität ganz nahe
Gelungene Premiere: „Heiß auf 2. Liga“
„Grillbratwurst 4 Euro“. Was sonst auf Schildern vor Fußballstadien steht, zierte am Montagabend eine Menütafel vor den Kammerspielen. Gäste philosophieren mit Flaschenbier in der Hand über die Welt des Sports. Im Foyer ist Kunstrasen ausgelegt. Auf der Bühne HSV-Schals, ein Foto des Meisterteams von 1962 und Waschmaschinen. Die Abstiegskomödie „Heiß auf 2. Liga“feierte Uraufführung. Und so viel ist sicher: Ein klassischer Theaterabend war das nicht. Regisseur Gil Mehmert („Das Wunder von Bern“) holte den HSV ins Theater und sorgte bei den geladenen Gästen wie Ex-HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen oder St. Pauli-Geschäftsführer Andreas Rettig für großes Gelächter. Die Themen: Abstieg und Misswirtschaft. Björn Bonn in der Rolle des HSV-Investors Hala drückte dem Stück mit seiner hitzigen Art den Stempel auf, erinnerte stark an Mäzen Kühne. „Nicht mal absteigen können sie aus eigener Kraft!“, hetzte er.
Immer wieder wurden reale Ereignisse wie die Rucksack-Affäre (2015) einbezogen. Auch das jüngste Debakel des HSV gegen Regensburg war Thema. Nicht zuletzt wegen der Aktualität hatte man das Gefühl, für zwei Stunden in den Tiefen der mächtigen Fußballwelt zu stecken.
„Die Macher haben für mich klar intime Kenntnisse aus dem Geschäft“, sagte St. Paulis Ex-Trainer und ExSportdirektor Helmut Schulte im Anschluss. Einen Seitenhieb in Richtung HSV konnte er sich nicht verkneifen: „Man hatte das Gefühl, dass manches aus der Realität dargestellt worden ist.“
Wahre Worte. Gekrönt wurde der Abend mit minutenlangem Applaus. Das Drama ist zu einer gelungenen Komödie geworden – die allerdings ein gewisses Maß an Fußball- und speziell HSVHintergrundwissen voraussetzt.
➤ Kammerspiele: Bis 17.11., div. Zeiten, 22-54 Euro