Keira (14) erstochen – vor Gericht schweigt der 15-jährige Angeklagte
Erstmals sieht die Mutter des Opfers den mutmaßlichen Mörder
BERLIN - Am 7. März fand Karin G. ihre Tochter Keira (14) blutüberströmt in ihrer Wohnung in Berlin. Ärzte konnten das Leben des Mädchens nicht retten. Wenige Tage später wurde der mutmaßliche Täter festgenommen. Edgar H. ist selbst erst 15 Jahre. Er ging mit seinem Opfer zur Schule. Gestern begann der Prozess gegen ihn.
Im grauen Kapuzenshirt sitzt Edgar H. auf der Anklagebank vor der Jugendkammer des Berliner Landgerichts und versteckt sein Gesicht. Ihm wird Mord aus niederen Beweggründen vorgeworfen. Seit März ist der 15-Jährige in U-Haft. Er soll sich im März Zutritt zu der Wohnung seiner Schulkameradin, die als fröhlicher Mensch mit einer positiven Ausstrahlung beschrieben wird, verschafft und sie „tatplangemäß“mit 24 Messerstichen in Hals, Oberkörper und Rücken umgebracht haben. In Ermittlerkreisen hieß es, dass beide zu Hausaufgaben verabredet gewesen seien. Der Schüler soll Gummihandschuhe und eine Kopfhaube dabeigehabt haben. Der Fall sorgte bundesweit für Bestürzung.
Gestern schwieg der Angeklagte zu den Vorwürfen. Das Motiv ist noch völlig unklar. Ihm droht eine Jugendstrafe von maximal zehn Jahren. Weil er selbst erst 15 Jahre alt ist, ist die Öffentlichkeit vom Prozess ausgeschlossen.
Keiras Mutter Karin G. aber ist im Gerichtssaal. Sie tritt als Nebenklägerin auf. In Begleitung ihres Anwalts Roland Weber, der auch Berlins Opferbeauftragter ist, will sie zu jedem Prozesstag anwesend sein. „Die Verantwortung für meine Tochter hört ja nicht mit ihrem Tod auf“, sagte die 41-Jährige zuletzt in einem Interview. Erstmals saß sie gestern dem mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter gegenüber. Sie fixierte ihn mit hochkonzentriertem Blick. Bisher kannte sie ihn nur aus Erzählungen ihrer Tochter. Ihr Anwalt konnte während des ersten Prozesstages keine Reue bei dem Angeklagten erkennen, so sagte er in einer Prozesspause. Karin G. erhoffe sich von der Verhandlung die Erkenntnis, warum ihre Tochter sterben musste – auch wenn es für sie belastend sei.