Kollegah warf seinen Echo vom Garagendach
Jetzt redet er über den Echo-Eklat, Drogen und Männer
Die meist jungen Fans verehren ihren „Boss“. Für viele Eltern und Sittenwächter ist Rapper Kollegah (34) alias Felix Blume dagegen ein Frauenfeind, Antisemit und Verroher der Jugend – spätestens seit dem Album „Jung, brutal gutaussehend 3“mit Partner Farid Bang (32) und dem anschließenden Eklat um die Echo-Verleihung. Jetzt hat Kollegah sein erstes Buch „Das ist Alpha! Die 10-Boss-Gebote“veröffentlicht und sorgt erneut für Diskussionen.
Der Hype ist groß. In der neuen „Spiegel“-Bestsellerliste wird das Buch von 0 auf Platz 1 einsteigen. Kritiker werfen dem Machwerk allerdings „Steinzeit-Sexismus“vor. Auch wenn an vielen Stellen Kollegahs Markenzeichen – seine beißende Ironie – ignoriert wird, unbegründet ist die Kritik nicht.
Der Rapper schreibt unter anderem: „Der Initiator und Durchsetzer ist der Mann. Es liegt in der Natur der Frau, dass sie eine starke Schulter braucht, die sie führt und ihr Sicherheit gibt.“Der MOPO erklärt er seine Sichtweise so: „Das ist einfach die menschliche Natur. In einer Beziehung, in der die Frau die Oberhand hat, ist sie unglücklich.“Sieht nicht jeder so...
„Die 10 Boss-Gebote“sind eine Art Universal-Ratgeber für den pubertierenden Jungen. Muckis, Frauen, Geld – wer die Ratschläge im Buch verinnerlicht, soll erst zum „Alpha“und schließlich, wenn er erfolgreich, unabhängig und frei ist, zum „Boss“werden. Ein schwächlicher „Fridolin“oder „Lauch“wolle nämlich niemand sein. „Ich bin der Meinung, der Mann im 21. Jahrhundert ist ein Jammerlappen geworden. Den Männern ist nicht klar, wie viel Potenzial in ihnen steckt“, sagt Kollegah.
Sein Potenzial hat auch der selbsternannte „Weltmonarch“nicht von Anfang an abgerufen. Seinen ersten Live-Auftritt bezeichnet Kollegah als „radikalen Dämpfer gleich am Anfang meiner Karriere“. Mit Drogen wollte sich der Rapper damals zu Höchstleistungen pushen. Doch infolge seines Konsums („Ich war zwei Jahre lang konstant auf Speed und Kokain“) erlitt er 2007 einen Herzstillstand. „Ich war drei Tage wach, schrieb ein Album. Irgendwann merkte ich, mein Herz schlägt schneller, dann bin ich von der Couch gefallen. Ich konnte gerade noch meine Mutter anrufen und ihr Bescheid geben, mehr weiß ich nicht mehr.“Ein weiterer Dämpfer.
Den Eklat rund um seinen Auftritt bei der Echo-Verleihung im April sieht Kollegah dagegen nicht als Niederlage, sondern als „Meinungskampf für die Kunstfreiheit, den ich bis zum Ende geführt habe“. Die Zeile „Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen“aus dem Album „Jung, brutal, gutaussehend 3“sorgte bundesweit für Diskussionen. Letztlich wurden zwei Songs des Albums von der Bundesprüfstelle indiziert, der Echo abgeschafft. „Man muss erwähnen, dass die Auschwitz-Zeile von meinem Freund kam, ich rechne mir natürlich trotzdem eine Mitverantwortung ein“, sagt Kollegah.
In Sachen Echo-Auftritt fühlt er sich dagegen unfair behandelt. „Es kommt immer so rüber, als hätten wir etwas Skandalöses getan, dabei haben wir uns nur für unsere Auschwitz-Zeile entschuldigt und unseren Auftritt absolviert. Leute, die bis zum Start der Debatte auf unserer Seite standen, am Produkt mitgearbeitet und durch uns profitiert haben, gaben plötzlich dem öffentlichen Druck nach und haben sich von allem distanziert, was mit uns zu tun hat. Das war lächerlich.“
Ihre Echos haben Kollegah und Farid Bang übrigens bei einem Videodreh zerstört, verrät Kollegah. „Zack! Runter vom Parkhaus-Garagendach. Mein Echo ist einmal in der Mitte durchgebrochen, ich habe ihn trotzdem noch zu Hause stehen.“