Hamburger Morgenpost

Kollegah warf seinen Echo vom Garagendac­h

Jetzt redet er über den Echo-Eklat, Drogen und Männer

- VON MARTIN HENNING martin.henning@dumont.de Farid Bang

Die meist jungen Fans verehren ihren „Boss“. Für viele Eltern und Sittenwäch­ter ist Rapper Kollegah (34) alias Felix Blume dagegen ein Frauenfein­d, Antisemit und Verroher der Jugend – spätestens seit dem Album „Jung, brutal gutaussehe­nd 3“mit Partner Farid Bang (32) und dem anschließe­nden Eklat um die Echo-Verleihung. Jetzt hat Kollegah sein erstes Buch „Das ist Alpha! Die 10-Boss-Gebote“veröffentl­icht und sorgt erneut für Diskussion­en.

Der Hype ist groß. In der neuen „Spiegel“-Bestseller­liste wird das Buch von 0 auf Platz 1 einsteigen. Kritiker werfen dem Machwerk allerdings „Steinzeit-Sexismus“vor. Auch wenn an vielen Stellen Kollegahs Markenzeic­hen – seine beißende Ironie – ignoriert wird, unbegründe­t ist die Kritik nicht.

Der Rapper schreibt unter anderem: „Der Initiator und Durchsetze­r ist der Mann. Es liegt in der Natur der Frau, dass sie eine starke Schulter braucht, die sie führt und ihr Sicherheit gibt.“Der MOPO erklärt er seine Sichtweise so: „Das ist einfach die menschlich­e Natur. In einer Beziehung, in der die Frau die Oberhand hat, ist sie unglücklic­h.“Sieht nicht jeder so...

„Die 10 Boss-Gebote“sind eine Art Universal-Ratgeber für den pubertiere­nden Jungen. Muckis, Frauen, Geld – wer die Ratschläge im Buch verinnerli­cht, soll erst zum „Alpha“und schließlic­h, wenn er erfolgreic­h, unabhängig und frei ist, zum „Boss“werden. Ein schwächlic­her „Fridolin“oder „Lauch“wolle nämlich niemand sein. „Ich bin der Meinung, der Mann im 21. Jahrhunder­t ist ein Jammerlapp­en geworden. Den Männern ist nicht klar, wie viel Potenzial in ihnen steckt“, sagt Kollegah.

Sein Potenzial hat auch der selbsterna­nnte „Weltmonarc­h“nicht von Anfang an abgerufen. Seinen ersten Live-Auftritt bezeichnet Kollegah als „radikalen Dämpfer gleich am Anfang meiner Karriere“. Mit Drogen wollte sich der Rapper damals zu Höchstleis­tungen pushen. Doch infolge seines Konsums („Ich war zwei Jahre lang konstant auf Speed und Kokain“) erlitt er 2007 einen Herzstills­tand. „Ich war drei Tage wach, schrieb ein Album. Irgendwann merkte ich, mein Herz schlägt schneller, dann bin ich von der Couch gefallen. Ich konnte gerade noch meine Mutter anrufen und ihr Bescheid geben, mehr weiß ich nicht mehr.“Ein weiterer Dämpfer.

Den Eklat rund um seinen Auftritt bei der Echo-Verleihung im April sieht Kollegah dagegen nicht als Niederlage, sondern als „Meinungska­mpf für die Kunstfreih­eit, den ich bis zum Ende geführt habe“. Die Zeile „Mein Körper definierte­r als von Auschwitz-Insassen“aus dem Album „Jung, brutal, gutaussehe­nd 3“sorgte bundesweit für Diskussion­en. Letztlich wurden zwei Songs des Albums von der Bundesprüf­stelle indiziert, der Echo abgeschaff­t. „Man muss erwähnen, dass die Auschwitz-Zeile von meinem Freund kam, ich rechne mir natürlich trotzdem eine Mitverantw­ortung ein“, sagt Kollegah.

In Sachen Echo-Auftritt fühlt er sich dagegen unfair behandelt. „Es kommt immer so rüber, als hätten wir etwas Skandalöse­s getan, dabei haben wir uns nur für unsere Auschwitz-Zeile entschuldi­gt und unseren Auftritt absolviert. Leute, die bis zum Start der Debatte auf unserer Seite standen, am Produkt mitgearbei­tet und durch uns profitiert haben, gaben plötzlich dem öffentlich­en Druck nach und haben sich von allem distanzier­t, was mit uns zu tun hat. Das war lächerlich.“

Ihre Echos haben Kollegah und Farid Bang übrigens bei einem Videodreh zerstört, verrät Kollegah. „Zack! Runter vom Parkhaus-Garagendac­h. Mein Echo ist einmal in der Mitte durchgebro­chen, ich habe ihn trotzdem noch zu Hause stehen.“

 ??  ?? Erst der Skandal bei der EchoVerlei­hung, jetzt sorgt Rapper Kollegah mit seinem neuen Buch für Diskussion­en.
Erst der Skandal bei der EchoVerlei­hung, jetzt sorgt Rapper Kollegah mit seinem neuen Buch für Diskussion­en.
 ??  ?? Kollegah und Farid Bang im April mit ihren Echos
Kollegah und Farid Bang im April mit ihren Echos
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany