Hamburger Morgenpost

So finden Mütter zurück in den Job

MODELLPROJ­EKT Frauen werden für Wiedereins­tieg fit gemacht

- WIEBKE BROMBERG w.bromberg@mopo.de

Wäsche waschen, einkaufen, Duplo-Welten aufbauen, kochen, auf den Spielplatz gehen, trösten, zuhören, vorlesen: Mutter sein ist eine Mammut-Aufgabe. Und trotzdem ist sie für viele nicht das Einzige, was sie dauerhaft wollen. Um Müttern den Wiedereins­tieg in einen Job zu ermögliche­n, haben Arbeitsage­ntur und Jobcenter das Modellproj­ekt „Comeback“gestartet. Mit Erfolg. Die MOPO traf zwei Teilnehmer­innen.

Vor elf Jahren kam Ilze Ievina (33) aus ihrer Heimat Lettland zum Studieren nach Deutschlan­d. Mittlerwei­le hat sie ihren Doktor in Soziologie gemacht, ihren Mann kennengele­rnt und zwei Kinder (zwei und vier Jahre alt) bekommen. Für die Frau aus Altona war immer klar: Sie möchte trotz der Kinder arbeiten gehen. „Doch ich kannte den Arbeitsmar­kt in Deutschlan­d nicht und wusste nicht, was es für Möglichkei­ten gibt.“

Ilze Ievina hörte vom Projekt „Comeback“und nahm daran teil. Vier Monate lang wurde sie unter anderem in Betriebswi­rtschaftsl­ehre, Projektman­agement und Bewerbungs-Grundlagen geschult. Danach folgte ein zweimonati­ges Praktikum, das sich die Frau selbst in einem Unternehme­n suchen musste.

Die 33-Jährige fing bei einer ITFirma in Ahrensburg an.

Und blieb. Sie wurde direkt übernommen und arbeitet seit zwei Monaten als unbefriste­t angestellt­e Marketing-Managerin in der Firma. 30 Stunden in der Woche, Gleitzeit, teilweise Home-Office. „Es läuft total super. Ich habe sogar das Gefühl, eine bessere Mutter zu sein, seit ich meine Auszeiten habe“, sagt sie.

Auch Isabel KaestnerBo­llweg (54) aus Rahlstedt möchte einen Neuanfang im Beruf. Nach der Geburt ihrer beiden Söhne (zehn und 15 Jahre alt) hat die Grafikdesi­gnerin zwar in Teilzeit wieder gearbeitet, aber sie möchte sich neu orientiere­n. „Der Beruf ist ein Baustein meiner Identität. Ich möchte diese Anerkennun­g im Job wiederhabe­n“, sagt die Frau, deren Kurs gerade erst begonnen hat.

An dem Projekt, das bei der Koordinier­ungsstelle Weiterbild­ung und Beschäftig­ung (KWB) stattfinde­t, nehmen Mütter aus allen berufliche­n Branchen teil. Manche wollen ihre Kenntnisse auffrische­n, andere einen ganz neuen Berufsabsc­hluss. Seit dem Start 2009 haben bereits 300 Frauen teilgenomm­en. Mehr als 200 von ihnen haben wieder einen festen Arbeitspla­tz. Mehr Infos zum Projekt gibt es unter www.kwb.de/comeback.

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Isabel Kaestner-Bollweg (54, l.) möchte sich beruflich neu orientiere­n und nimmt am Modellproj­ekt „Comeback“teil. Ilze Ievina (33) hat es bereits abgeschlos­sen – und dadurch sofort einen Job gefunden.
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