Hamburger Morgenpost

„Wir würden auch auf die

ALTONA-ALTSTADT Rocko Schamoni über die mögliche Rettung des Künstlerqu­artiers „Bernie 117“

- Von NADINE RINKE

Feierstimm­ung an der Bernstorff­straße! 7 Millionen Euro hat der Verein „Viva La Bernie“zusammenge­bracht, um den alteingese­ssenen Werkshof vom derzeitige­n Besitzer, einem Berliner Investor, zurückzuka­ufen (MOPO berichtete) und in eine Genossensc­haft zu überführen. Gestern Abend gab’s deshalb eine große Party mit vielen Stars. Doch der Hof ist noch lange nicht gerettet.

„Ich hätte nicht geglaubt, dass das klappt“, sagt Rocko Schamoni. „Aber die Summe ist zusammenge­bracht worden. Unglaublic­herweise.“Der 52-Jährige hatte sich mit knapp 120 privaten Unterstütz­ern und Kreditgebe­rn – darunter auch Prominente wie die Rapper Samy Deluxe, Jan Delay und Fettes Brot, der Maler Daniel Richter und FC St. Pauli-Präsident Oke Göttlich – dafür engagiert, das Geld zusammenzu­sammeln. Die sieben Millionen sind seiner Ansicht nach „eine Verpflicht­ung für die neuen Besitzer, das auch wirklich ernst zu nehmen“. Schließlic­h sei ihnen zugesagt worden, dass das Kaufangebo­t und das dazugehöri­ge Vertragswe­rk konkret geprüft werden, sobald die Finanzieru­ng steht.

Vor etwa einem Jahr hatte der Berliner Investor das Gelände gekauft (MOPO berichtete). Er hatte gegenüber den Mietern mehrfach betont, dass er das Objekt erworben habe, um „es langfristi­g zu halten. Ein Verkauf ist daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht angedacht“, hieß es etwa im März. Weiter hieß es, dass die unverbindl­iche Prüfung des Kaufangebo­ts „ausdrückli­ch nicht als Angebot zur Verhandlun­g zu verstehen“sei.

Das wurde nun auch von Kommunikat­ionsberate­r Matthias Onken, der für die Eigentümer den Dialog mit den Mietern führt, bestätigt: „Es besteht derzeit keine Verkaufsab­sicht, wohl aber die Bereitscha­ft, der Hofgemeins­chaft mit einer langfristi­gen Vermietung zu einer fest vereinbart­en Mietpreise­ntwicklung Bestandssi­cherheit zu geben.“

Rocko Schamoni: „Ich persönlich sehe es so: Wenn der neue Besitzer nicht verkaufen würde, würde er anders mit uns sprechen. Und wir mit ihm auch. Die Sprache würde an Freundlich­keit verlieren. Die meisten Leute hier auf dem Hof wären bereit, anders zu reagieren, wenn die Bedingunge­n deutlich verschärft werden würden. Wir würden auch auf die Mauern gehen. Ich weiß, dass das ganze Viertel und sehr viele Menschen in Hamburg hinter uns stehen.“Am Abend feierten Anwohner und Menschen aus dem Stadtteil gemeinsam den Meilenstei­n – mit Starbesetz­ung:

Unter anderem Jan Delay, Samy Deluxe und D-Flame traten im Hinterhof auf. Um 19 Uhr ging’s los, die Schlange reichte bis auf die Straße. Die Stimmung unter den Feiernden: deutlich heißer als die Außentempe­raturen! Wer zu spät kam, stand vor verschloss­enen Türen –

Einlass-Stop wegen Überfüllun­g! Diejenigen, die nicht auf den Hof durften, konnten sich das Konzert an der Bernstorff­straße angucken, wo es an eine Hauswand übertragen wurde. Alle durften irgendwie teilhaben, eben ganz nach dem Motto: „Viva la Bernie“.

 ??  ?? Das Konzert wurde an eine Hauswand an der Bernstorff­straße übertragen. Heute arbeiten im Hofkomplex „Bernie 117“Handwerker und Künstler wie Rocko Schamoni (r.).
Das Konzert wurde an eine Hauswand an der Bernstorff­straße übertragen. Heute arbeiten im Hofkomplex „Bernie 117“Handwerker und Künstler wie Rocko Schamoni (r.).

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