Hamburger Morgenpost

Vorm Derby HSV – St. Pauli (morgen, 13.30 Uhr, Sky live)

Trainer streicht Hausbesuch­e der Profis. „Haben große Gier auf das Spiel!“

- SIMON BRAASCH s.braasch@mopo.de

Noch ein wenig Geduld, dann hebt sich der Vorhang. 2782 von 2783 langen Tagen sind vorbei. Nur einmal werden wir noch wach – endlich, dann ist wieder Derby-Tag! Eine fiebrige Anspannung hat sich rund um den Volkspark breitgemac­ht, niemand kann sich ihr entziehen. Und HSV-Trainer Christian Titz weiß es genau: Morgen wird sich entscheide­n, wie sein Klub in den kommenden Monaten in der Stadt wahrgenomm­en wird. Platzhirsc­h oder Lachnummer. Alles ist möglich.

Sie kamen mit Rückenwind angedüst. Raus aus dem Zug, ab in den Volkspark und noch schnell eine Einheit auf den Rädern, so sah er aus, der Tag des HSV nach dem 0:0 in Fürth. Längst Geschichte. Das Morgen zählt. Mit diesen Gedanken verabschie­deten sich die Profis nach Hause um bei ihren Liebsten Kraft zu tanken. Hoffentlic­h haben sie es genossen – denn damit ist heute erstmal Schluss.

Der Fokus liegt auf dem Derby – und nichts anderem. Erstmals überhaupt in dieser Saison verhängt Titz vor einem Heimspiel ein Kuschelver­bot. Bislang war der Coach extrem großzügig: Dreimal verbrachte­n die Profis die Nacht vorm Spiel zu Hause. Einmal (vorm Heidenheim-Kick) durften sie nach dem Abschlusst­raining noch ein paar Stunden daheim entspannen, ehe es abends ins Team-Hotel ging. Selbst das fällt diesmal flach. Nach der heutigen Einheit am Mittag bleibt die Mannschaft bis zum morgigen Anpfiff zusammen.

Das Signal, das Titz damit aussenden will, ist klar: Nichts, wirklich gar nichts, soll die Profis ablenken. St.Pauli und das Derby, allein das zählt. Aber klappt das auch? Bekommt Titz die Köpfe wirklich frei?

Dass die Gefahr einer mentalen Verkrampfu­ng gegeben ist, weiß auch Titz. „Hundertpro­zentig kann man das nie sagen“, erklärt er. „Man kann ja nicht in die Köpfe der Spieler schauen. Der Druck ist hoch, das kann auch lähmen. Aber grundsätzl­ich weiß ich: Wir haben eine große Gier auf dieses Spiel! Und die Mannschaft weiß ganz genau, worum es geht.“

Dass nun ausgerechn­et eine eher schnöde Nullnummer wie die aus Fürth Auftrieb gibt, mag nicht jedem einleuchte­n. Tatsächlic­h aber machte der HSV in Franken einen Schritt nach vorn. Weil er erstmals seit Wochen defensiv kompakt stand. Und vorn? „Da muss nun eine Antwort folgen“, fordert PierreMich­el Lasogga. Tatsächlic­h scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, wann die für Zweitliga-Verhältnis­se herausrage­nd besetzte HSV-Offensive wieder zuschlägt. So erwarten es zumindest alle.

Morgen wäre ein guter Tag dafür. Zumindest hofft das jeder, der zum HSV hält. „Es ist für viele das Spiel des Jahres“, weiß auch Titz. „Der Sieger bekommt die Lorbeeren, der Verlierer die Häme.“Auf die HSV-Profis bezogen heißt das: Entweder wird morgen wieder gekuschelt oder sie bekommen das kalte Gästebett. Im dunklen Zimmer. Ohne Licht oder Fernseher.

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