„Ich will Stadtmeister bleiben“HSV – St. Pauli (morgen, 13.30 Uhr, Sky live)
Der St. Pauli-Kommissar über die Brisanz des Derbys und seine Wünsche für das Spiel im Volkspark
Den letzten Derbysieg hat Fabian Boll täglich vor Augen, wortwörtlich. In seinem Büro des Landeskriminalamtes 5 am Überseering hängt ein Bild an der Wand, das die Anzeigetafel im Volkspark zeigt. HSV 0, St. Pauli 1. Unvergesslich.
Ein Derbysieg verjährt nicht. Auch sieben Jahre und sieben Monate nach dem Coup der Kiezkicker sind die Bilder von damals noch sehr präsent. „Gerade in diesen Tagen kommen die Erinnerungen wieder hoch“, berichtet Boll.
Der heute 39-Jährige war damals nicht nur dabei, sondern mittendrin und bereitete auch das goldene Tor von Gerald Asamoah vor. Die Jubelszenen nach dem Abpfiff seien „unbeschreiblich“gewesen, so der Kriminaloberkommissar. „Da kriege ich heute noch eine Gänsehaut.“
Boll ahnt, was in den Spielern beider Vereine jetzt vorgeht. „Der Druck vor einem Derby ist immens. Da geht es ja nicht nur um die eigenen Ambitionen“, weiß die einstige Nummer 17. „In keinem anderen Spiel sind die Erwartungen und Sehnsüchte der Fans so groß – gerade weil das Hamburger Derby so selten ist. Das ist emotional extrem aufgeladen. Damit muss du erst mal klarkommen.“
Extrem sei damals die Anspannung in den Tagen davor bei ihm selbst gewesen. „Erhöhter Puls, schlechter Schlaf, Appetitlosigkeit“, erzählt er ganz offen. Bei allen Triumphgefühlen sei der Sieg auch eine Erleichterung gewesen.
Es wurmt Boll bis heute, dass St. Pauli anschließend kein Spiel mehr gewinnen konnte und aus der Bundesliga abstieg. Aber würde er den Derby-Sieg für den Klassenerhalt eintauschen? „Damals hätte ich gesagt: Sofort! Mit etwas Abstand muss ich sagen: Nein! Wer weiß denn schon, wie es dann gekommen wäre?“, gibt er zu bedenken. „Ein Derby-Sieg ist etwas Bleibendes, hat eine ganz besondere Strahlkraft. Jeder Fan hat dieses Datum parat.“
Boll hofft, dass die Strahlkraft des 1:0 am 16. Februar 2011 noch lange anhält. Sie darf auch gerne von einem erneuten Sieg überstrahlt werden. „Bis Sonntag darf ich mich Stadtmeister nennen – und das will ich auch danach noch bleiben!“Er hofft, dass seine Nachfolger „mutig nach vorne spielen“. Sein Wunschergebnis: „Ein für jeden St. Paulianer und auch den neutralen Fan herrliches 4:3!“