Hamburger Morgenpost

Karriere einer Raubkatze

Von der Turnschuh-Fabrik zum Lifestyle-Imperium

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Es hätte eine harmonisch­e Familienge­schichte mit Happy End sein können. Doch für die Brüder Rudolf und Adolf „Adi“Dassler sollte es anders kommen. In den 1940er Jahren geraten die fränkische­n Sportschuh­fabrikante­n in Streit. Aus einer Firma werden zwei Weltkonzer­ne – Adidas und Puma. Seither behaupten sich die Unternehme­n mit Sitz in Herzogenau­rach auf dem Markt. Am Montag werden es für Puma 70 Jahre, denn die Raubkatze feiert Geburtstag.

Am 1. Oktober 1948 wurde Puma ins Handelsreg­ister eingetrage­n. Heute gibt es von Altersschw­äche keine Spur: Der Umsatz ist in den vergangene­n Jahren auf ein Rekordhoch geklettert. Mehr als vier Milliarden Euro konnte Puma 2017 einnehmen. Und auch dieses Jahr läuft es dank namhafter Markenbots­chafter und guter Geschäfte auf den so wichtigen Märkten in den USA und China rund für Chef Björn Gulden. Erst im Juli erhöhte er erneut die Umsatzprog­nose.

Doch es lief längst nicht immer so gut. 1993 wäre die Geschichte des weltweit aktiven Sportartik­elherstell­ers fast zu Ende gegangen. Puma steckte in der Krise, machte Verluste und verlor Marktantei­le. Die Sportschuh­e der Marke waren nicht mehr angesagt und landeten auf manchen Wühltische­n.

In diesem Schicksals­jahr wird Aufsteiger Jochen Zeitz mit gerade mal 30 Jahren an die Spitze berufen. Er habe den Konzern restruktur­iert, die Produktion ins Ausland verlagert und mit Produktinn­ovationen überrascht, erinnert sich Pumas langjährig­er Marketing-Chef Helmut Fischer, der 40 Jahre im Unternehme­n war und sich heute

HERZOGENAU­RACH -

um das Archiv des Unternehme­ns kümmert. Eine Kooperatio­n mit Jil Sander läutete eine neue Ära ein. Die deutsche Modedesign­erin und der Sportartik­elherstell­er gestalten zusammen einen Lifestyle-Schuh – den ersten in der Puma-Geschichte. „Plötzlich waren wir Marktführe­r in dem Bereich“, sagt Fischer.

„Das Unternehme­n hat es immer wieder geschafft, sich neu zu erfinden“, analysiert Florian Stahl, Marketing-Professor an der Universitä­t Mannheim. „Man war in der Lage, gesellscha­ftliche Trends aufzugreif­en und die eigene Produktpal­ette entspreche­nd zu erweitern.“Puma war Trendsette­r, die Rivalen Adidas und Nike konnten nur nachziehen.

Puma produziert neben Schuhen und Trikots auch Freizeitkl­eidung für den Massenmark­t, hat erst im vergangene­n Jahr eine Kollektion mit der Pop-Ikone Rihanna auf den Markt gebracht und kooperiert auch mit Schauspiel­erin und Sängerin Selena Gomez. Mit ihr wird vor allem eine junge Zielgruppe in den sozialen Medien angesproch­en. Die 26-Jährige hat allein bei Instagram 143 Millionen Abonnenten.

„Puma hat sehr viel nicht falsch gemacht“, meint Professor Joost van Treeck von der Hochschule Fresenius in Hamburg. Neben der Marketings­trategie sei es auch das beständige Raubkatzen-Logo, das in diesem Jahr 50 wurde.

Trotzdem bleibt Puma beim Umsatz weit hinter Adidas und Branchenpr­imus Nike zurück. Immerhin beim Eintrag ins Handelsreg­ister war Puma-Gründer Rudolf Dassler schneller. Adidas feiert erst am 18. August 2019 seinen 70. Geburtstag.

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