Hexenjagd im Thalia
Hatz im Zeichen des Kreuzes: Ensemble begeistert in Arthur Millers Drama um religiösen Wahn
In Salem, einem religiösen Kaff an der Ostküste der USA, gerät Ende des 17. Jahrhunderts die enge Gemeinschaft aus den Fugen. Die Mädchen haben im Wald getanzt, womöglich nackt. Haben sie mit Geistern verkehrt, stecken sie mit dem Teufel im Bunde? Der Aufruhr der Bewohner ist bei „Hexenjagd“im Thalia-Theater deutlich zu spüren.
Bald erscheinen Kirchenleute von außerhalb, um die Vorgänge aufzuklären. Die Mädchen merken, dass sie ungeschoren davonkommen, wenn sie ihre Nachbarn denunzieren. Die Folge: Massenhysterie! Nur Einzelne um den Bauern John Proctor stemmen sich gegen die fanatisierte Unvernunft und müssen feststellen, dass gute Argumente und Fakten in einer solch toxischen Atmosphäre keine Chance haben. Die Anknüpfung an die Gegenwart und die verheerende Wirkung ideologisch aufgeheizter Diskussionen ist in dem Stück von Arthur Miller also ausreichend gegeben. Regisseur Stefan Pucher bleibt in seiner Inszenierung im ThaliaTheater aber ganz in der damaligen Zeit (bis auf die Jeanskluft von Proctor & Co.). Die Waldtänze werden mit vorproduzierten Filmbildern groß projiziert, ansonsten spielt sich das Geschehen um einen verwinkelten Bretteraufbau in der Bühnenmitte ab. Das Stück ist sehr dialogstark – und somit ganz auf die Schauspieler zugeschnitten. Ein Glück: Das ThaliaEnsemble legt ohne Ausnahme einen darstellerischen Sahneabend hin!
➤ Thalia-Theater: wieder am 2./9./12.10., 7,50-52 Euro, Tel. 32 81 44 44