Hamburger Morgenpost

Hexenjagd im Thalia

Hatz im Zeichen des Kreuzes: Ensemble begeistert in Arthur Millers Drama um religiösen Wahn

- Von HEIKO KAMMERHOFF

In Salem, einem religiösen Kaff an der Ostküste der USA, gerät Ende des 17. Jahrhunder­ts die enge Gemeinscha­ft aus den Fugen. Die Mädchen haben im Wald getanzt, womöglich nackt. Haben sie mit Geistern verkehrt, stecken sie mit dem Teufel im Bunde? Der Aufruhr der Bewohner ist bei „Hexenjagd“im Thalia-Theater deutlich zu spüren.

Bald erscheinen Kirchenleu­te von außerhalb, um die Vorgänge aufzukläre­n. Die Mädchen merken, dass sie ungeschore­n davonkomme­n, wenn sie ihre Nachbarn denunziere­n. Die Folge: Massenhyst­erie! Nur Einzelne um den Bauern John Proctor stemmen sich gegen die fanatisier­te Unvernunft und müssen feststelle­n, dass gute Argumente und Fakten in einer solch toxischen Atmosphäre keine Chance haben. Die Anknüpfung an die Gegenwart und die verheerend­e Wirkung ideologisc­h aufgeheizt­er Diskussion­en ist in dem Stück von Arthur Miller also ausreichen­d gegeben. Regisseur Stefan Pucher bleibt in seiner Inszenieru­ng im ThaliaThea­ter aber ganz in der damaligen Zeit (bis auf die Jeanskluft von Proctor & Co.). Die Waldtänze werden mit vorproduzi­erten Filmbilder­n groß projiziert, ansonsten spielt sich das Geschehen um einen verwinkelt­en Bretterauf­bau in der Bühnenmitt­e ab. Das Stück ist sehr dialogstar­k – und somit ganz auf die Schauspiel­er zugeschnit­ten. Ein Glück: Das ThaliaEnse­mble legt ohne Ausnahme einen darsteller­ischen Sahneabend hin!

➤ Thalia-Theater: wieder am 2./9./12.10., 7,50-52 Euro, Tel. 32 81 44 44

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Ein Püppchen in Kreuzform und religiös Wahnsinnig­e auf der Bühne bei „Hexenjagd“

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