Hamburger Morgenpost

Wurde Adenauer wirklich mit Sex-Fotos erpresst? ARD-Serie zeigt Altkanzler als Sittenstro­lch. Die MOPO erklärt, was dahinter steckt

- PETE

Hamburg – Da horchten Millionen ARD-Zuschauer gestern Abend bei der neuen ARD-Vorzeigese­rie „Babylon Berlin“verwundert auf: Der frühere Bundeskanz­ler Konrad Adenauer (✝91) steht im Mittelpunk­t einer Polizei-Ermittlung – als Puffgänger und Sado-Maso-Freund. Auch von einem Porno-Video, auf dem er zu sehen sein soll, war die Rede. War Adenauer ein Sittenstro­lch? Die MOPO ermittelt mit.

Ein Kölner Kommissar wird 1929 nach Berlin geschickt, soll einen heimlich gedrehten Sex-Film mit Adenauer und zwei Prostituie­rten beschaffen. Am Ende der ersten Folge weiht Kommissar Rath seine Berliner Kollegen ein: „Der Oberbürger­meister von Köln wird erpresst – Herr Dr. Adenauer.“Dazu wird ein Negativ aus dem Sex-Film gezeigt, das einen Mann mit runtergela­ssenen Hosen und zwei Frauen zeigt, von denen eine eine Peitsche hält.

Die erste Staffel „Babylon Berlin“basiert auf den KrimiBests­ellern des Autors Volker Kutscher (55). Aber: Da taucht Adenauer gar nicht als Puffgänger auf. „Die Romanhandl­ung war die Basis für unsere Geschichte“, erklärte Regisseur Tom Tykwer (53) der MOPO. Heißt: Sie schmückten sie auch weiter aus. Etwa mit dem pikanten Verdacht gegen Konrad Adenauer. Denn auch wenn die historisch­e Figur Adenauer 1929 tatsächlic­h Kölner OB war – die Schmuddel-Story findet sich vor „Babylon Berlin“in keinem Geschichts­buch. „Das ist Fiktion und hat mit der Wahrheit nichts zu tun“, betont Tobias Bott von der „Konrad Adenauer Stiftung“.

Darf eine fiktive Serie einfach Dinge über reale Personen behaupten? Ja! „Solange sie nicht behauptet, sie stelle die Realität dar, ist die Kunst frei, auch in der Überzeichn­ung realer Personen“, erklärt Medienexpe­rte Prof. Jo Gröbel. Warum machen die Serien-Macher Adenauer zum Sado-Maso-Anhänger? „Es tauchen einige Personen der Zeitgeschi­chte auf, da die Serie in vielerlei Hinsicht so lebensecht wie möglich sein sollte“, sagte Produzent Stefan Arndt dazu.

Und (Achtung, Spoiler!) er sagt auch: „Einige Entwicklun­gen davon erweisen sich auch als kriminalis­tische Blindspur.“Soll heißen: Wie Adenauers historisch korrekten sexuellen Vorlieben aussehen, klärt die Serie auch noch auf. Aber erst in späteren der insgesamt 16 Folgen der ersten Staffel.

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Konrad Adenauer war von 1917 bis 1933 Oberbürger­meister in Köln, von 1949 bis 1963 Bundeskanz­ler.
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