Kaum Migranten: So wirbt diese Kita im Villenviertel
WELLINGSBÜTTEL Auch die vielen Ärzte und Anwälte im Stadtteil werden betont
Ein wunderschönes grünes Viertel mit hohen Bäumen, Kopfsteinpflaster und vielen Einzelhäusern mit großen Gärten. So idyllisch liegt die Kita Rabenhorst in Wellingsbüttel. In einer Broschüre wirbt sie auch mit diesen Vorzügen. Und betont explizit, dass es dort kaum Kinder mit Migrationshintergrund gibt.
„Wir suchen gerade nach einem Kitaplatz für unseren Sohn und haben uns für diese Kita interessiert“, erzählt ein junges Paar, das anonym bleiben möchte, der MOPO. „Dabei sind wir im Konzept dieser Kita über einen unglaublichen Satz gestolpert.“
Denn die Kita Rabenhorst schildert in ihrem 30seitigen Konzept schon in der Einleitung – noch vor den pädagogischen Zielen – ausführlich das „Einzugsgebiet unserer Klientel“. So heißt es dort, die finanzielle Situation der Eltern im Stadtteil sei gut oder sogar sehr gut. Und: „Ein Großteil der Eltern geht einer selbstständigen Tätigkeit nach, etwa als Rechtsanwälte, Ärzte, Organisationsberater, Makler, Geschäftsinhaber.“Viele Familien lebten in eigenen Häusern, Reihenhäusern oder Villen. Und dann folgt: „Von den Familien mit Migrationshintergrund nehmen nur wenige unsere Betreuung in Anspruch.“Bebildert wird diese Passage mit einem Foto von einem hellblonden, blauäugigen Jungen namens Finn.
„Warum erwähnen die das überhaupt? Die wollen doch offenbar damit werben, dass sie keine Migrantenkinder in den Gruppen haben“, ärgern sich die jungen Eltern, die frisch in den Norden Hamburgs gezogen sind. Die MOPO wollte die Kita damit konfrontieren und wurde an den Verband verwiesen. Das ist ausgerechnet der städtische Kita-Träger Elbkinder!
Dort ist man offenbar auch mehr als erstaunt über die Formulierung. Sprecherin Katrin Geyer: „Die Kita wollte die Sozialstruktur des Stadtteils beschreiben, hat dafür aber tatsächlich eine missverständliche Formulierung gewählt.“Das entspreche weder den Grundsätzen der Kita noch denen des Trägers Elbkinder. Der entsprechende Passus über die MigrantenFamilien werde sofort gestrichen. „Das ist ja ein Erfolg“, so das junge Paar. „Aber wir geben unser Kind trotzdem nicht in eine Kita, die stolz darauf ist, keine Kinder mit Migrationshintergrund zu haben.“
Ein Großteil der Eltern geht einer selbstständigen Tätigkeit nach, als Rechtsanwälte, Ärzte, Makler. Kita-Broschüre