Hamburger Morgenpost

Kaum Migranten: So wirbt diese Kita im Villenvier­tel

WELLINGSBÜ­TTEL Auch die vielen Ärzte und Anwälte im Stadtteil werden betont

- VON SANDRA SCHÄFER

Ein wunderschö­nes grünes Viertel mit hohen Bäumen, Kopfsteinp­flaster und vielen Einzelhäus­ern mit großen Gärten. So idyllisch liegt die Kita Rabenhorst in Wellingsbü­ttel. In einer Broschüre wirbt sie auch mit diesen Vorzügen. Und betont explizit, dass es dort kaum Kinder mit Migrations­hintergrun­d gibt.

„Wir suchen gerade nach einem Kitaplatz für unseren Sohn und haben uns für diese Kita interessie­rt“, erzählt ein junges Paar, das anonym bleiben möchte, der MOPO. „Dabei sind wir im Konzept dieser Kita über einen unglaublic­hen Satz gestolpert.“

Denn die Kita Rabenhorst schildert in ihrem 30seitigen Konzept schon in der Einleitung – noch vor den pädagogisc­hen Zielen – ausführlic­h das „Einzugsgeb­iet unserer Klientel“. So heißt es dort, die finanziell­e Situation der Eltern im Stadtteil sei gut oder sogar sehr gut. Und: „Ein Großteil der Eltern geht einer selbststän­digen Tätigkeit nach, etwa als Rechtsanwä­lte, Ärzte, Organisati­onsberater, Makler, Geschäftsi­nhaber.“Viele Familien lebten in eigenen Häusern, Reihenhäus­ern oder Villen. Und dann folgt: „Von den Familien mit Migrations­hintergrun­d nehmen nur wenige unsere Betreuung in Anspruch.“Bebildert wird diese Passage mit einem Foto von einem hellblonde­n, blauäugige­n Jungen namens Finn.

„Warum erwähnen die das überhaupt? Die wollen doch offenbar damit werben, dass sie keine Migrantenk­inder in den Gruppen haben“, ärgern sich die jungen Eltern, die frisch in den Norden Hamburgs gezogen sind. Die MOPO wollte die Kita damit konfrontie­ren und wurde an den Verband verwiesen. Das ist ausgerechn­et der städtische Kita-Träger Elbkinder!

Dort ist man offenbar auch mehr als erstaunt über die Formulieru­ng. Sprecherin Katrin Geyer: „Die Kita wollte die Sozialstru­ktur des Stadtteils beschreibe­n, hat dafür aber tatsächlic­h eine missverstä­ndliche Formulieru­ng gewählt.“Das entspreche weder den Grundsätze­n der Kita noch denen des Trägers Elbkinder. Der entspreche­nde Passus über die MigrantenF­amilien werde sofort gestrichen. „Das ist ja ein Erfolg“, so das junge Paar. „Aber wir geben unser Kind trotzdem nicht in eine Kita, die stolz darauf ist, keine Kinder mit Migrations­hintergrun­d zu haben.“

Ein Großteil der Eltern geht einer selbststän­digen Tätigkeit nach, als Rechtsanwä­lte, Ärzte, Makler. Kita-Broschüre

 ??  ?? Idyllisch im Grünen: Die Kita Rabenhorst befindet sich im ehemaligen Ortsamt von Wellingsbü­ttel. Die Vorderfron­t steht unter Denkmalsch­utz. Es gibt auch noch das Kaminzimme­r mit Kamin, Balkendeck­e und Erker. Dank eines Anbaus ist Platz für 130 Kinder.
Idyllisch im Grünen: Die Kita Rabenhorst befindet sich im ehemaligen Ortsamt von Wellingsbü­ttel. Die Vorderfron­t steht unter Denkmalsch­utz. Es gibt auch noch das Kaminzimme­r mit Kamin, Balkendeck­e und Erker. Dank eines Anbaus ist Platz für 130 Kinder.

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