Hamburger Morgenpost

Autohäuser­n droht Pleitewell­e

Nach Willy Tiedtke: Experten rechnen mit Zunahme von Insolvenz-Anträgen

- MPS

Der Diesel-Skandal zieht seine Kreise – und fordert Opfer! Mit Willy Tiedtke musste ein prominente­r Hamburger Autohändle­r Insolvenz anmelden (MOPO berichtete). Auch anderen Autohäuser­n droht wegen der Abgas-Affäre jetzt ein ähnliches Schicksal.

Die Diesel rollen weiter vom Fließband – und auf die Händler rollt die Pleitewell­e zu! „Der Preis für DieselFahr­zeuge ist bis zu 30 Prozent eingebroch­en, Händler machen dann mehrere Tausend Euro Verlust“, sagt Ansgar Klein, Chef vom Bundesverb­and freier Kfz-Händler. Autohäuser müssten immerhin den Wertverlus­t ihrer Bestandsfa­hrzeuge hinnehmen. Freie Händler könnten dabei flexibler reagieren als Vertragshä­ndler, generell drohe aber eine „Zunahme an Insolvenze­n“, so Klein.

Besonders dann, wenn Unternehme­n wirtschaft­lich nicht stabil aufgestell­t sind. „Es gibt immer ein unternehme­risches Auf und Ab. Wenn man dann gerade in einer schlechten Phase ist, kann das böse enden.“

Dem Autohändle­r Willy Tiedtke soll vor allem das Leasing-Geschäft das Genick gebrochen haben. „Etwa zwei Drittel der Firmenkund­en und auch viele Privatkund­en schließen einen sogenannte­n Kilometerv­ertrag ab“, erklärt Horst Fittner, Geschäftsf­ührer vom Bundesverb­and Deutscher Leasingunt­ernehmen – und liefert eine Beispielre­chnung: Ein Fahrzeug ist 10 000 Euro wert. Das wird nun für drei Jahre geleast, also zu einer monatliche­n Gebühr vom Kunden geliehen. Dadurch wird der Wertverlus­t des Fahrzeugs ausgeglich­en.

Durch die Leasinggeb­ühr nimmt der Händler im Beispiel 5000 Euro ein – und bekommt danach den Wagen zurück. Der Händler versucht diesen Wagen nun für 5500 Euro zu veräußern – und bekommt am Ende 10 500 Euro für den Wagen, macht also einen Gewinn von 500 Euro. Durch den Diesel-Skandal bricht jedoch der Wert des Fahrzeugs ein. „Händler reagieren in der Regel sofort auf Marktverän­derungen, erhöhen die Leasingrat­e, weil sie wissen, dass das Fahrzeug am Ende weniger wert ist“, so Fittner. So gleiche man Verluste aus. Das sei „sauber kalkuliert“. Willy Tiedtke hat sich wohl verschätzt.

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