Als Koeman in Hamburg seinen Hass zeigte
SKANDAL Der neue Holland-Coach wischte sich 1988 mit Thons Trikot den Hintern ab
Emotionen sind bei FußballLänderspielen zwischen den Erzrivalen Deutschland und den Niederlanden garantiert. Doch mittlerweile werden die Duelle in der Regel fair geführt. Der Sport steht im Vordergrund. Das war früher anders. Davon könnte Ronald Koeman (55) aus erster Hand berichten. Vor 30 Jahren zeigte der heutige Bondscoach in Hamburg seinen Hass.
Koeman lächelte leicht verschmitzt. „Das ist doch lange her“, sagt der niederländische Nationaltrainer, als er auf die Rivalität zwischen den großen Fußball-Nationen angesprochen wurde. Doch so ganz vergessen ist der 21. Juni 1988 bei vielen DFB-Fans sicherlich nicht.
Rückblick: Das Hass-Spiel im ausverkauften Volksparkstadion. Der Sieg zieht ins EM-Finale ein. „Wir fressen sie auf !“, brüllt Oranje-Kapitän Ruud Gullit vorher. Abwehrchef Koeman, der beim 2:1-Sieg seines Teams per Elfmeter den Ausgleich erzielt hat, ist im Siegesrausch derart aufgeladen, dass er sich mit Olaf Thons Trikot symbolisch den Allerwertesten abwischt – ein Skandal!
Auf der Tribüne zeigt ein Radioreporter den deutschen Kollegen sein entblößtes Hinterteil. „Lothar, Lothar, alles ist vorbei“, singt die Elftal in der Kabine, als Teamchef Franz Beckenbauer zum Gratulieren kommt. In der Heimat kommt es zur größten Massenkundgebung seit der Befreiung von den Nazis 1945. „De Telegraaf “titelt: „Endlich Rache!“Und der Poet Jules Deelder schreibt: „Sie, die fielen, erhoben sich jauchzend aus ihrem Grab.“Von „FußballKrieg“war die Rede.
„Das war ja damals der pure Hass“, erinnerte sich Thon. „Ich habe immer gesagt: Besser, er wischt sich mit dem Trikot den Hintern ab, als dass er mir von hinten in die Achillessehne tritt.“Zu einem versöhnlichen Treffen sei es seither nicht gekommen, auch wenn dies mal beabsichtigt gewesen sei. Koeman hat die Aktion später öffentlich bereut.
Für Thon ist es „verständlich, dass ich noch heute mit dieser Geschichte konfrontiert werde. Vergessen wird man das wohl nie“. Weil eben gerade Koeman den Neuaufbau der Elftal dirigiert und heute in der Nations League die DFB-Elf empfängt, werden auch Erinnerungen an die negative Höhepunkte der früher so bitteren Rivalität wach. „Das kann man nicht mehr miteinander vergleichen“, sagte Thon (52) jedoch mit Blick auf das Duell in Amsterdam. „Ich erwarte gegenseitigen Respekt im Spiel“, merkte Erzfeind Koeman an. Er wurde auserkoren, um nach den vielen Enttäuschungen (EM 2016 und WM 2018 verpasst) wieder Glücksgefühle in den Niederlanden zu wecken.
Niederlande – Deutschland (heute, 20.45 Uhr, ZDF live)