Hamburger Morgenpost

Cooler Schuppen

Das „Hansekai“setzt Akzente – doch beim Essen ist noch Luft nach oben

- MATHIS NEUBURGER m.neuburger@mopo.de

„Hansekai“– das klingt nach HafenCity oder Neumühlene­r Perlenkett­e. Und tatsächlic­h: Die zwei markanten Riegel, die in Wilhelmsbu­rg zwischen Speditione­n, Containerl­agern und Industrieb­etrieben plötzlich auftauchen, könnten auch am schicken Elbufer stehen.

Doch wir sind am etwas schmuddeli­gen Jaffe-Davids-Kanal. Der bildet mit seiner spröden Romantik einen feinen Kontrast zur avantgardi­stischen Architektu­r des „Hansekai“-Ensembles mit seinem rostfarben­en Bogen, der eine riesige Terrasse in luftiger Höhe überspannt – auf der wir einen der letzten warmen Herbstaben­de mit einem fruchtigen belgischen Bier (3,90 Euro) beginnen.

Seit zweieinhal­b Jahren gibt es das Restaurant von Jan Matthiesen und Nima Fard, das sich einen Namen als elegante Eventlocat­ion gemacht hat. Die Karte ist übersichtl­ich und bietet neben ambitionie­rten Burger-Kreationen ein bisschen was von allem.

Wir starten mit einem „nussigen Salat“(9,50 Euro) und Carpaccio (9,90 Euro). Letzteres ist einwandfre­i, der Salat so groß, dass wir ein Drittel einpacken lassen, um noch Platz für den Hauptgang zu lassen.

Denn der klingt vielverspr­echend: „Avocado Zoodles“– Spaghetti aus Zucchini-Streifen mit hausgemach­tem Avocado-Pesto (13,90 Euro) – und „Besoffener Lachs“, in Whiskey gebratenes Filet an Weißweinsc­haum, Gemüse, Ahornsirup und Rosmarinka­rtöffelche­n (22,40 Euro).

Die Umsetzung ist nicht ganz so gut gelungen, wie die hochtraben­den Namen suggeriere­n: Die Gemüse-Nudeln sind eine nette Idee, aber ziemlich al dente, und dem Avocado-Pesto fehlt es an Kraft, um dies auszugleic­hen.

Auch die Lachskombi­nation ist vom Ansatz gut, die verschiede­nen Aromen könnten aber akzentuier­ter sein. Die Mousse au Chocolat (4,50 Euro) dagegen ist ein süßer Traum und der Grauburgun­der (0,2 l/5,90 Euro) ein guter Begleiter.

Die euphorisch­en Kommentare in den gängigen Internet-Bewertungs­portalen teilen wir daher nur zum Teil. Die „Location“, wie es neudeutsch heißt, ist dafür außen spektakulä­r, innen geschmackv­oll-trendig mit viel Holz, Beton und Kupfer. Der Service ist sehr freundlich, der Azubi sollte sich aber noch mal erklären lassen, auf welcher Seite des Tellers ein Weinglas platziert wird.

Tipp: An jedem ersten Mittwoch im Monat gibt es „Burger & Faxen“mit drei Stand-up-Comedians (ab 19 Uhr, 15 Euro, unbedingt reserviere­n). „Hansekai“, Jaffestraß­e 12 (Wilhelmsbu­rg), Tel. 33 39 62 62, Di-Fr 11.30-15/17-22 Uhr, Sa 16-22 Uhr, So 14-22 Uhr, ab 10 Uhr Brunch (Platz reserviere­n!), www.hansekai.hamburg

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