Cooler Schuppen
Das „Hansekai“setzt Akzente – doch beim Essen ist noch Luft nach oben
„Hansekai“– das klingt nach HafenCity oder Neumühlener Perlenkette. Und tatsächlich: Die zwei markanten Riegel, die in Wilhelmsburg zwischen Speditionen, Containerlagern und Industriebetrieben plötzlich auftauchen, könnten auch am schicken Elbufer stehen.
Doch wir sind am etwas schmuddeligen Jaffe-Davids-Kanal. Der bildet mit seiner spröden Romantik einen feinen Kontrast zur avantgardistischen Architektur des „Hansekai“-Ensembles mit seinem rostfarbenen Bogen, der eine riesige Terrasse in luftiger Höhe überspannt – auf der wir einen der letzten warmen Herbstabende mit einem fruchtigen belgischen Bier (3,90 Euro) beginnen.
Seit zweieinhalb Jahren gibt es das Restaurant von Jan Matthiesen und Nima Fard, das sich einen Namen als elegante Eventlocation gemacht hat. Die Karte ist übersichtlich und bietet neben ambitionierten Burger-Kreationen ein bisschen was von allem.
Wir starten mit einem „nussigen Salat“(9,50 Euro) und Carpaccio (9,90 Euro). Letzteres ist einwandfrei, der Salat so groß, dass wir ein Drittel einpacken lassen, um noch Platz für den Hauptgang zu lassen.
Denn der klingt vielversprechend: „Avocado Zoodles“– Spaghetti aus Zucchini-Streifen mit hausgemachtem Avocado-Pesto (13,90 Euro) – und „Besoffener Lachs“, in Whiskey gebratenes Filet an Weißweinschaum, Gemüse, Ahornsirup und Rosmarinkartöffelchen (22,40 Euro).
Die Umsetzung ist nicht ganz so gut gelungen, wie die hochtrabenden Namen suggerieren: Die Gemüse-Nudeln sind eine nette Idee, aber ziemlich al dente, und dem Avocado-Pesto fehlt es an Kraft, um dies auszugleichen.
Auch die Lachskombination ist vom Ansatz gut, die verschiedenen Aromen könnten aber akzentuierter sein. Die Mousse au Chocolat (4,50 Euro) dagegen ist ein süßer Traum und der Grauburgunder (0,2 l/5,90 Euro) ein guter Begleiter.
Die euphorischen Kommentare in den gängigen Internet-Bewertungsportalen teilen wir daher nur zum Teil. Die „Location“, wie es neudeutsch heißt, ist dafür außen spektakulär, innen geschmackvoll-trendig mit viel Holz, Beton und Kupfer. Der Service ist sehr freundlich, der Azubi sollte sich aber noch mal erklären lassen, auf welcher Seite des Tellers ein Weinglas platziert wird.
Tipp: An jedem ersten Mittwoch im Monat gibt es „Burger & Faxen“mit drei Stand-up-Comedians (ab 19 Uhr, 15 Euro, unbedingt reservieren). „Hansekai“, Jaffestraße 12 (Wilhelmsburg), Tel. 33 39 62 62, Di-Fr 11.30-15/17-22 Uhr, Sa 16-22 Uhr, So 14-22 Uhr, ab 10 Uhr Brunch (Platz reservieren!), www.hansekai.hamburg