Can Dündar und
Der verfolgte türkische
Wer sind die Menschen, die ihre Heimat für immer hinter sich lassen? Was bedeutet ein Leben in der Fremde? Diesen Fragen widmen sich die „Tage des Exils“, die am 15. Oktober in Hamburg beginnen.
Knapp fünf Wochen lang bieten rund 50 Hamburger Einrichtungen insgesamt 60 Veranstaltungen rund um die Themen Flucht, Vertreibung, Abschied und Neuanfang an – darunter Lesungen, Diskussionsrunden und Filmvorstellungen. Die Gemeinschaftsinitiative findet bereits zum dritten Mal statt und wird in diesem Jahr erstmals von der Körber-Stiftung ausgerichtet.
Die Tage des Exils standen 2016 unter der Schirmherrschaft von Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, 2017 übernahm die Schirmherrschaft die UN-Sonderbotschafterin Nadia Murad und 2018 ist der irakischstämmige Schriftsteller Abbas Khider Schirmherr.
Als ein Höhepunkt ist Can Dündars „Rede zum Exil“angekündigt, die der türkische Journalist am 29. Oktober in der Elbphilharmonie halten wird. Der ehemalige Chefredakteur der früher regierungskritischen Tageszeitung „Cumhuriyet“wolle unter anderem über die Lage inhaftierter Journalisten weltweit und die zunehmende Einschränkung der Pressefreiheit sprechen, sagte Andrea Bayerlein von der Körber-Stiftung.
Dündar wurde 2016 in der Türkei wegen des Vorwurfs des Geheimnisverrats zu fast sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Auf ihn wurde am 6. Mai in der Türkei mit einer Pistole ein Attentat verübt, er blieb unverletzt. Dündar konnte nach Deutschland ins Exil reisen. Jüngst sorgte der preisgekrönte Journalist für Aufsehen, als auch er den türkischen Präsidenten bei dessen Staatsbesuch Ende September in Deutschland auf einer Pressekonferenz befragen wollte – und dann doch darauf verzichtete, weil sonst Erdogan die Pressekonferenz hätte platzen lassen. Wichtiger als sein Kommen sei, dass Erdogan sich kritischen Fragen stellen müsse, sagte Dündar.