Hamburger Morgenpost

Das Geheimnis der Bäume

Versteiner­te Hölzer bewahren das Gedächtnis des Lebens auf der Erde

- Von CHRISTIAN SEIDL

Bäume sind Überlebens­künstler. Die Eiche „Dicke Marie“im Tegeler Forst, der älteste Baum Berlins, bringt es auf 900 Jahre. In den kalifornis­chen White Mountains existiert die Kiefer „Methuselah“seit rund 5000 Jahren, und das Alter der „Old Tjikko“genannten Fichte im schwedisch­en Nationalpa­rk Fuluf ället wird auf 9500 Jahre geschätzt.

Und das alles ist noch gar nichts: In der Steppe des amerikanis­chen Bundesstaa­tes Utah lebt die Pappelkolo­nie „Pando“seit 80 000 Jahren, geboren zu Beginn der letzten Eiszeit.

Noch erstaunlic­her aber ist der Umstand, dass Baumarten, die wir noch heute kennen, schon vor Urzeiten wuchsen und blühten. Fossilien von Eichen, Buchen, Ahornund Walnussbäu­me, Zypressen, Araukarien, Fichten und Farne haben Jahrmillio­nen überdauert: Die auf dieser Seite abgebildet­en versteiner­ten Hölzer sind bis zu 260 Millionen Jahre alt – und somit älter als die Dinosaurie­r, die vor 235 bis 66 Millionen Jahren über unseren Planeten wandelten.

Die Versteiner­ungen stammen aus der Sammlung des Schweizer Paläontolo­gen und Mineralien­händlers Hans Jakob Siber, der sie in mehr als vier Jahrzehnte­n aus allen Erdteilen zusammenge­tragen hat und nun in dem Buch „Das Gedächtnis der Bäume“(Elisabeth Sandmann Verlag, 228 Seiten, 49,95 Euro) präsentier­t: Kunstwerke der Natur allesamt, voll abstrakter Schönheit und Glanz. Aber auch mit sichtbaren Jahresring­en, die uns daran erinnern, dass wir es mit Holz, mit Bäumen, mit Lebewesen zu tun haben, die einen Blick in die Tiefen der hinter uns liegenden Zeiten gewähren.

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