Hubert, der Super-Bayer
Der freundliche Herr Aiwanger von den Freien Wählern wird wohl Vize-Regierungschef
MÜNCHEN - Der 47-jährige Hubert Aiwanger sieht so aus, wie man sich in Altona oder Neukölln einen Bayern vorstellt: Trachten-Janker mit Hirschhornknöpfen, die roten Wangen verraten, dass er oft an der frischen Luft ist, dazu rollt er das perfekte Rrrr niederbayerischer Zunge. Er ist Bauer und Jäger, ideologiefrei, heimatverbunden und praktisch veranlagt.
Der in Ergoldsbach im Landkreis Landshut geborene Aiwanger wird demnächst – laufen die Koalitionsverhandlungen gut – der neben Markus Söder bedeutendste Politiker Bayerns. Der Mann liebt die freie Rede, bezeichnete Söder schon mal als „Gefahr für das Land“, der „wie ein Diktator“durchregieren wolle.
Die CSU-Spitze revanchierte sich, bezeichnete Aiwanger als „Politproleten“, der „Lichtjahre vom Niveau eines bayerischen Ministers entfernt“sei.
Und dennoch hat sich die stark gerupfte CSU die Freien Wähler als ersten Koalitionspartner gewünscht, weil sich beide Parteien vielleicht mehr im Stil als in den Inhalten unterscheiden.
Der studierte Bauer Aiwanger schloss sich vor 16 Jahren den Freien Wählern an; 2006 wurde er erstmals zum Landesvorsitzenden seiner Partei gewählt. Die Freien Wähler spielen in Bayern, anders als in fast allen anderen Bundesländern, auch jenseits der kommunalen Ebene eine wichtige Rolle. Dies hängt eng damit zusammen, dass die CSU nahezu seit Menschengedenken außerhalb der großen Städte die dominierende Partei war.
Hubert Aiwanger gilt als bodenständiger, konservativer Politiker, der wohl außerhalb der bayerischen Landesgrenze kaum vermittelbar wäre. Im neuen Kabinett fordert er drei Minister.