Hamburger Morgenpost

Prozess-Albtraum für Messer-Opfer

- BS

Eine Jugendlich­e wird an einem Herbstaben­d in Steilshoop mit dem Messer angegriffe­n und beinahe getötet. Gut 37 Jahre später glaubt die Hamburger Polizei, den Fall aufgeklärt zu haben. Es kommt zum Prozess, doch der droht für das Opfer nun zu einem Albtraum zu werden. Staatsanwa­ltschaft und Verteidigu­ng haben Freispruch gefordert.

„Es ist nicht aufzukläre­n, ob der Angeklagte der Täter des versuchten Mordes war“, sagte die Staatsanwä­ltin gestern vor einer Jugendstra­fkammer am Landgerich­t. Die Indizien reichten nicht aus für eine Verurteilu­ng. Sie beantragte, dem 54Jährigen eine Entschädig­ung für die dreieinhal­b Monate U-Haft zu zahlen.

Verteidige­r Jan Jacob bemängelte Ermittlung­sfehler. Er erwähnte, dass die Tatwaffe und weitere in Tatortnähe gefundene Gegenständ­e aus der Asservaten­kammer verloren gingen. Das Messer war nach Angaben der Staatsanwä­ltin bereits vor August 2002 aus Versehen vernichtet worden. Aber auch die Soko Cold Cases der Hamburger Polizei habe Fehler gemacht, sagte Jacob.

Nebenklage­vertreteri­n Claudia Krüger betonte: „Aus Opfersicht gibt es in diesem Verfahren nur Verlierer.“Es sei „die totale Katastroph­e“, dass nun sicher sei, dass der Täter nie ermittelt werde.

Der Angeklagte schwieg. Das Urteil soll am 24. Oktober verkündet werden.

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